4 Hochzeiten & ein Lichtspielhaus

Ein türkischer Hochzeitspalast in Mitten von Georgswerder

Georgs­wer­der – da ist doch nix – hört man oft sagen. Eine nicht zu enden erschei­nen­de Haupt­stra­ße, links und rechts davon Wohn­häu­ser und Klein­gär­ten,EgePalas_BühnemitCafer die Auto­bahn, eine Schu­le und der Ener­gie­berg. Und genau auf dem Weg dahin, ganz unschein­bar von außen, umzäunt von einer gleich­mä­ßig gewach­se­nen Lin­den­al­lee, steht ein um die

Jahr­hun­dert­wen­de erbau­tes Gebäu­de, davor ein Schild mit der Auf­schrift Ege Palas. Dahin­ter ein gro­ßer Park­platz, ver­ein­zelt ein paar par­ken­de Autos. Ein „Palas“ soll hier sein. Das macht neugierig.

So ganz genau weiß kei­ner mehr, was so alles in die­sem Grün­der­zeit­ge­bäu­de behei­ma­tet war. Ursprüng­lich soll es in der gro­ßen Hal­le einen Post­kut­schen­ser­vice gege­ben haben, zeit­wei­se war es wohl auch Ertüch­ti­gungs­hal­le des dort ansäs­si­gen Sport­ver­eins, der im Nu ein paar Gerä­te her­vor­zau­ber­te und es wur­de für ein paar Stun­den eine Turn­hal­le dar­aus. Lan­ge Zeit war es im Besitz von Fami­lie Gerd’s, die dort ein Gast­haus und Früh­stücks­lo­kal betrie­ben. AltePostkarte Der heu­ti­ge Park­platz war damals ein Fest­platz mit Bestuh­lung, der rie­si­ge und pom­pös gestal­te­te Raum bot Platz für Ver­an­stal­tun­gen jeg­li­cher Art. So um 1953 wur­de es zum Licht­spiel­haus umge­baut, ein noch vor­han­de­ner Vor­führ­raum erin­nert dar­an. Auch hier mach­te dann aber das Kino­ster­ben kei­nen Halt. In den 70er und 80ern war es Tanz­lo­kal, danach noch ein­mal Gast­haus mit Kegel­bahn. Lan­ge stand das Gebäu­de leer.

Ein Teil davon wur­de zu Wohn­ge­bäu­den, der Saal blieb erhal­ten und seit ca. 1991 Ver­an­stal­tungs­saal. Rie­sen­groß mit Säu­len rechts und links ver­se­hen und einer Büh­ne. Cafer A. von der Ved­del hat ihn 2005 über­nom­men und mach­te einen wahr­li­chen Hoch­zeits­pa­last daraus.

Ver­mie­tet wird für tür­ki­sche Hoch­zei­ten und Beschnei­dungs­fei­ern. Für den auf der Ved­del leben­den Unter­neh­mer war es der Ein­stieg in eine neue Bran­che. Er und sei­ne Frau woll­ten schon län­ger in das Event­ge­schäft ein­stei­gen und sahen das auch als Zukunft für ihre 4 Kin­der. EgePalas_AussenaufnahmeSie sol­len das Geschäft über­neh­men und dort selbst ein­mal ihre Hoch­zeit feiern.

Der Saal wur­de reno­viert und auf Hoch­glanz poliert. Die noch vor­han­de­nen Stuck­ap­pli­ka­tio­nen haben eine gol­de­ne Far­be bekom­men, die Wän­de und die Decke sind in fri­schem Weiß gehal­ten. Schön dra­pier­te Vor­hangstof­fe geben dem Raum die nöti­ge Wär­me und Dämmung.

Die Büh­ne dient als Thron für das Hoch­zeits­paar, zwei in Licht getauch­te Spring­brun­nen säu­men den Weg zur Tanz­flä­che, auf der schon so eini­ge Hoch­zeits­gäs­te ihre Füße Wund getanzt haben. Je nach Porte­mon­naie des Gast­ge­bers wird der Saal ein­ge­deckt und geschmückt. Bis zu 250 Gäs­te pas­sen an die Tische. Cate­ring und DJ kann auch dazu gebucht wer­den. Bei Ver­an­stal­tun­gen für ande­re Natio­na­li­tä­ten rät Cafer einen eige­nen DJ zu buchen. Das rät er aus Erfah­rung und erzählt amü­siert von einer deutsch-tür­ki­schen Hoch­zeit, bei der die Gäs­te doch sehr unter­schied­li­che kul­tu­rel­le, poli­ti­sche und reli­giö­se GPJB Georgswerder Hof,GartenpartieÜber­zeu­gun­gen hat­ten. So wei­ger­te sich ein gebuch­ter DJ für den deut­schen Bräu­ti­gam „Böh­se Onkelz“ zu spie­len, der das wie­der­rum nicht lus­tig fand und den DJ dazu brin­gen woll­te – den Halay1 zu tan­zen. Die Hoch­zeits­fei­er war nach nur 3 Stun­den zu Ende.

Zu einer ähn­lich kur­zen Fei­er kam es auch schon bei einer rein tür­ki­schen Hoch­zeit. Bei der Beschen­kung brach ein Streit los. Wäh­rend statt Musik lau­te Wort­ge­fech­te durch den Saal hall­ten, ver­lie­ßen die Ehe­leu­te getrennt ihre eige­ne Fei­er. Die Fami­lie war der Mei­nung, dass der Wert der Geschen­ke nicht ange­mes­sen war.

Wie bei den schöns­ten Hoch­zeits­ko­mö­di­en von „4 Hoch­zei­ten und ein Todes­fall“ oder „My Big Fat Greek Wed­ding“ gab es auch hier letzt­end­lich ein Hap­py End. Heu­te sind die bei­den ver­hei­ra­tet und haben gemein­sa­me Kinder.
Und so wün­schen wir dem Ege Palas noch vie­le wei­te­re erleb­nis­rei­che roman­ti­sche fröh­li­che Ver­an­stal­tun­gen und ein lan­ges Leben!

 

Dan­ke an Frau Mar­kert von der Geschichts­werk­statt und dem Herrn vom Hei­mat­mu­se­um, Herr Mey­er vom Arbeits­kreis Georgs­wer­der für die Hil­fe und für die Foto­gra­fien der dama­li­gen Zeit.

 

Fotos: Caro­la Flohr, Sven Hanszen