40 Jahre Kirchdorf Süd 1974 – 2014
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„Als wir 1975 nach Kirchdorf Süd kamen war die Gegend eine große Baustelle. Es gab nur zwei fertige Wohnblöcke am Dahlgrünring und am Erlenring, die aber schon bald alle bewohnt waren. Die Entscheidung, nach Kirchdorf Süd zu ziehen, fiel vielen damals nicht schwer. Die großen, hellen, modernen Wohnungen zu einem relativ günstigen Preis ermutigten viele, den Schritt in eine Großsiedlung zu wagen.“ Erzählt mir eine Bewohnerin der ersten Stunde. „Kirchdorf Süd war ein riesiger Abenteuerspielplatz für Kinder. Im Winter fuhr man Schlittschuh auf den zugefrorenen Wettern und man hatte immer jemanden zum Spielen. Das einzig Ungewohnte waren die Hauseingänge, die sahen für uns Kinder alle gleich aus und es war schwierig, seinen eigenen zu finden. „Den Kinderbauernhof gab es leider noch nicht, der kam erst viel, viel später.“ Dieser hat sich aber im Laufe der Zeit zu einer festen Größe etabliert und ist auch weit über die Grenzen von Wilhelmsburg bekannt. Aber gerade die entstehende Großbaustelle, die ab 1974 in 3 Bauabschnitten mit insgesamt 2300 Wohnungen gebaut wurde, hielt viele davon ab, nach Kirchdorf zu ziehen.
Betitelt als die „Bau-Monstren von Kirchdorf Süd“ und „Gigantonomie in Beton“.
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Einige Wilhelmsburger „besuchten“ gerade deshalb die Baustelle, um sich ein eigenes Bild zu machen, und waren dann von der Dimension und den Ausmaßen nicht begeistert und blieben lieber in ihren bestehenden Wohnungen. Damals waren es mehrheitlich deutsche Arbeiterfamilien, die den Weg nach KD fanden. Heute, im Jahr 2014, leben hier Menschen aus vielen verschiedenen Nationen.
Alleine im Kindergarten Otto-Brenner-Straße sind 26 Nationalitäten vertreten. Kirchdorf Süd spaltet auch heute noch die Wilhelmsburger. Die einen lieben das bunte Miteinander in ihrer Siedlung und die Möglichkeiten die es dort gibt. Kindergarten, Schule, Freizeithaus, Kinderbauernhof, Seniorenwohnanlage und Einkaufsmöglichkeiten vom Discounter bis zum Kiosk. Alles ist in kurzen Wegen zu erreichen. Wenn man die Kinder aus Kirchdorf Süd direkt nach ihrem Viertel befragt, kommt die einhellige Antwort: „Wir finden Kirchdorf Süd toll, wir haben hier alles, was man als Kind braucht.
Spielplätze, sogar einen echten Hexenspielplatz haben wir hier.“ „Hier gibt es ganz viele Kinder, wenn ich rausgehe brauche ich gar nichtlange suchen und ich habe jemandenzum Spielen.“ „Wir haben hier auch einen Penny Markt, und manchmal gibt es dort Sticker, wenn man einkauft. Die kann man dann sammeln und in ein Album kleben.“
„Wir leben gerne hier!“ Viele schreckt aber immer noch der schlechte Ruf aus den 90ziger- Jahren, da es damals vermehrt zu Gewalt und Vandalismus kam.
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Immer mehr Menschen mit geringem Einkommen kamen als Mieter hinzu. Was dazu führte, dass hamburgweit schnell vom Ghetto Kirchdorf Süd gesprochen wurde und die Bewohner teilweise lieber nicht sagten, wo sie wohnten. Ausweichend hieß es dann „man wohne in Wilhelmsburg“. Den Ruf eines Ghettos und sozialen Brennpunkts teilte man sich mit Mümmelmannsberg und dem Osdorfer Born
Mitte der 80ziger kam man dann endlich zum Schluss, dass man vieles in Kirchdorf Süd verbessern kann. Man erklärte Kirchdorf Süd zum Modellvorhaben und stellte 7 Millionen DM für die Nachbesserungen zur Verfügung. Mit diesem Geld hat man dann einiges auf die Beine gestellt. Freizeitangebote wurden geschaffen, die Wohnungen und Wohnblöcke saniert. Hauswarte eingestellt. Spielplätze neu gebaut und bestehende verbessert. Man verzichtete auf die sogenannte Fehlbelegungsabgabe, um auch Besserverdienende nach Kirchdorf Süd zu holen, um der beginnenden Verarmung entgegenzuwirken. Mit Erfolg: Aus einer Baustelle „mitten auf der Wiese“ ist ein lebendiges eigenes Viertel mit mittlerweile rund 6000 Einwohnern entstanden, das sich auch nach 40 Jahren immer wieder neu erfindet, allen Unkrufen zum Trotz.
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