Feuerwache mit Tradition
mit Rettungswache für schwere Fälle.
Schaut man von Süden über den Müggenburger Zollkanal nach Norden, so erblickt man, geduckt hinter Flutmauern / halb abgedeckt hinter dem IBA-Ponton, die Veddeler Feuer- und Rettungswache 33 am „Zollhafen“.
Viel Traditionelles gibt es auf der Veddel wirklich nicht mehr. Das alte Bahnhofsgebäude von 1909 wurde 1979 abgerissen. Die letzten alten Reste vom Gebäude mit dem Tanzsaal aus den Anfängen des 19ten Jahrhunderts (Ecke Veddeler Bahndamm/Sieldeich) verschwanden trotz Protestes einiger Bewohner in 2007; zur selben Zeit, in der auch die Restfundamente der alten Auswanderungshallen verschwanden, die den Neubauten der jetzigen Ballinstadt weichen mußten.
Und von den heutigen Veddeler Backsteinbauten stammen aus Fritz Schumachers Feder lediglich nur die Schule (1932 eingeweiht) und die Feuerwache (1928 eingeweiht). Somit ist heute die Veddeler Feuerwache das älteste Veddeler Gebäude.
Das gehütete historische Wachbuch der damaligen FW 12 enthält u.a. auf der ersten Seite den Eintrag:
Bemerkungen: 11:00 Uhr Die Wache wurde von der Hochbauabteilung dem Senat und der Deputation für das Feuerlöschwesen übergeben.
16. April 1928, Montag (unterzeichnet) Drevs
Obwohl die Hamburger Feuerwehrwagen 1928 bereits motorisiert waren, hat man für die Zügel von Pferdegespannen versenkbare Halteschlaufen in den gefliesten Boden eingearbeitet. Dies tat man aus der Sichtweise heraus, dass zu Hilfe kommende umliegende Feuerwachen noch mit Pferdegespannen ausgerüstet sein könnten.
Auch wenn die Feuerwache uns heute rein äußerlich im gleichen Look erscheint wie in den 20er Jahren des letzten Jahrhundert, so ist das Innere der Wache nebst zugehörigem Equipment auf dem neuesten Stand.
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WIP: „Was unterscheidet die Veddeler Feuerwache von anderen Hamburger Feuerwachen?“
Struckhof: „Die Veddeler Wache (heute FW 33) ist zwar für ein Gebiet mit dem geringsten Bevölkerungsanteil zuständig, umfaßt dafür aber ein großes Gebiet mit vielen Großbetrieben, das bis an die südliche Grenze zum Fährkanal und den Vogelhüttendeich in Wilhelmsburg reicht. Der östliche Teil schließt natürlich das Industriegebiet der Peute mit ein.
Im Norden reicht die Grenze an das südliche Gebiet von Rothenburgsort, schließt westlich Entenwerder mit ein und geht darüber hinaus sogar in Richtung Hafen-City mit dem Theater am Großmarkt.
Es liegt kein Feuerlöschboot mehr neben der Wache im Müggenburger Zollkanal , wie es bis 1994 der Fall war. Auch die „Nixe“ verschwand; ein kleines Mienensuchboot für Schulungszwecke zur Schiffsbrandbekämpfung.
An gleicher Stelle lag übrigens früher die Flußschiffer-Kirche, vielen Alt-Veddelern durch Gottesdienste, Konfirmationen und Hochzeiten bekannt.
Wenn auch nicht mehr in Besitz eines Feuerlöschbootes, so reicht der Einflußbereich der Veddeler Hafenwache im Westen über den Kleinen Grasbrook hinaus bis Steinwerder und ist für Musical- Gebäude und den alten Elbtunnel zuständig.
Rettungswache für schwere Fälle
1976 erfolgt in Hamburg die Erweiterung von der reinen Feuerwache zur Feuer-und Rettungswache. Die Veddeler Wache erfährt die Umbenennung von F 14 (ursprünglich F 12) in die FW+RW 33. Der Anbau für das Rettungswesen ist 1979 abgeschlossen.
Auch hier stelle ich die Frage an Herrn Struckhof: „Was unterscheidet die Veddeler Abteilung Rettungswache von anderen Rettungswachen in Hamburg?“ bekomme ich erst einmal zu hören, was war:
Daß nämlich der Baby-NAW (Notarztwagen) 1993 auf der Veddel eingesetzt wurde, als einziger für ganz Hamburg. Das ist ein Spezial-Rettungswagen, der für den Transport von Frühgeborenen im Brutkasten (sog. Inkubator) konzipiert worden ist, um diese Säuglinge möglichst erschütterungs- und schwingungsfrei transportieren zu können.
Im Zuge der Umstrukturierung 2014 wurde dieses Spezialfahrzeug an die 2. Wilhelmsburger Wache F32 (Umwelt- und Technikwache) in die Neuhöferstraße verlegt.
Aber, dafür bekam die Veddel den SRTW (Schwerlast-Rettungswagen).
Was es mit diesem Spezial-Transporter auf sich hat, konnten Wilhelmsburger Schüler erklärt bekommen. Die Schüler arbeiten gerade im Zuge der Aktion „Lernen am Wasser“ (siehe WIP-Ausgabe 3/2015: Einleitung mit Anleitung) an einem Filmprojekt über die Veddel. Als Vorbereitung für dieses Projekt schauten sie mit ihrem Betreuer Ulrich Böwing vom Haus der Projekte (die Mügge) mal kurz bei der Veddeler Wache vorbei.
Was ihnen da Herr Klaus Gröning als Spezialist an Fakten vorbrachte, haute jeden um:
Der SRWT kommt zum Einsatz für den Transport von schwergewichtigen Personen bis zu einem Gewicht von 400 kg !! Auch beim Nachfragen; es blieb bei 400 kg lebendem Körpergewicht einer Person. Die Trage für den Transport läßt sich bis auf 1,20 m verbreitern. Häufig leben diese Personen in den obersten Stockwerken ohne Fahrstuhl und können somit das Treppensteigen nicht mehr bewältigen. An Rettungskräften sind dann bis zu 16 Personen erforderlich.
Sonstiges Wissenswertes
Die Veddeler Wache ist besetzt mit 110 Personen. Davon sind 101 Beamte (incl. einer Beamtin), die zum Feuerwachen-Bereich zählen und 9 Angestellte, die ausschließlich für den Rettungsbereich zuständig sind.
Bei der Frage nach der Gesamtstärke der Feuerwehrleute in Hamburg nannte Herr Struckhof die Zahl 5000, wobei die Aufteilung zwischen Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr bei fast genau 50/50 liegt.
WIP: Wieviel Leute des Personals der Wache 33 leben auf der Veddel oder Umgebung?
Struckhof: Niemand!
Man könnte meinen, die Veddeler Wache hat nichts mit den Flüchtlingen zu tun, die unser Land dieses Jahr überschwemmten. Da belehrt mich Herr Sruckhoff eines Besseren: Die 8 Großzelte in der Schnackenburgallee (von den Medien wahrgenommen) stammen vom unserer Wache 33.
WIP: Wie steht es mit dem Nachwuchs, der Unterstützung?
Struckhof: Früher gab es viele Jugendliche, die, statt der Wehrpflicht nachzukommen, lieber den Zivildienst antraten (sog. Zivis) und gern im Kranken- und Rettungswesen eingesetzt wurden.
WIP: Da die Wehrpflicht in Deutschland abgeschafft ist, mangelt es doch bestimmte an diesen Leuten.
Struckhof: Stimmt ! Wir haben heute zwar die „Bufdis“, die Bundesfreiwilligen, aber die machen den Verlußt nicht wett.
Daher wird heute fix geworben für den Rettungsdienst und den Feuerwehrdienst. Broschüren liegen bei den Wachen aus.
Weitere Quellen: „www.feuerwehr.hamburg.de“ oder 040 42851–4823
Für Schüler können natürlich „Schülerpraktika“ von Interesse sein. Die Schulen versuchen Interessierte aus den 8. oder 9. Klassen für diese heißbegehrten 3‑wöchigen Praktika bei der Hamburger Feuerwehr unterzubringen. Also; nachfragen bzw. im Internet suchen.
WIP: Welche Möglichkeiten gibt es nach der Schule?
Struckhof: Man kann nach Realabschluss oder nach Hauptschulabschluss und 2‑jähriger Berufsausbildung sich zum „Notfallsanitäter/in“ ausbiden lassen. Diese Ausbildung dauert 3 Jahre.
„Feuerwehrmann (-frau)“, bzw. Brandmeister/in zu werden ist nicht ganz einfach.
Die Voraussetzung dazu ist nämlich eine abgeschlossene handwerklich-technische Berufsausbildung oder einen Bachelorabschluss in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengang.
Natürlich ist man auch berechtigt, wenn man die Ausbildung als „Notfallsanitäter/in“ hinter sich hat.
Die Ausbildung für den Feuerwehrdienst beträgt dann 1 ½ Jahre und schließt mit der Prüfung zum „Mittleren feuerwehrtechnischen Dienst“ ab.
Spezielles
Eine Sammlung von Mützen und Helmen aus unterschiedlichen Ländern, die im Urlaub von einem Kollegen mitgebracht wurden, die ich im Wachraum sichtete, zeugt davon, dass auch privates Interesse an diesem Beruf vorhanden ist.
Und was mir besonders auffiel an der Veddeler Wache: Man war sehr freundlich und entgegenkommend. Das Verhältnis unter den Kollegen scheint sehr kameradschaftlich zu sein, wie ich bei meinen Kontakten mit unterschiedlichen Mitarbeitern bemerken konnte. Sicherlich ist es kein spezielles Phänomen der Veddeler Wache, sondern trifft sicherlich ebenfalls auf andere Wachen zu. Wahrscheinlich kann man dieses Phänomen vergleichen mit den Bergbau-Kumpels unter Tage. In beiden Berufen arbeitet man unter gefährlichen Bedingungen zusammen und ist dabei auf die Zuverlässigkeit seiner Kollegen angewiesen.
Das Treffen von 1200 pensionierten Feuerwehrleuten im letzten Dezember in der Petrikirche zeigt, daß auch mit dem Ruhestand dieses Zueinander-Halten nicht endet.