Neue Kolumne: Also, ich seh das so

Der Hahn ist zu – wat nu?

Was wird aus dem „Was­ser­werk“ im Inselpark?

„Ich hät­te gern ein Bier“ rufe ich dem Ober zu, der mit wei­ßem Ober­hemd und einer Art schwar­zem Maxi­rock beklei­det, im Restau­rant „Was­ser­werk“ am Kur­damm vor mir steht. „Mein Herr, wir haben nur Rot­bier ?“ Wie bit­te ? Tat­säch­lich schmeckt es dann ganz ordent­lich, obgleich mich die Farb­ge­bung, die an Ber­li­ner Wei­ße mit Him­beer­saft erin­nert, schon etwas stört.

Ich bin der ein­zi­ge Gast und füh­le mich viel­leicht des­halb ver­an­lasst, in dem gran­dio­sen hal­len­ar­ti­gen Gebäu­de aus der Grün­der­zeit mei­ne Stim­me zu senken.

Was gibt es zu essen? „Schluck und Hap­pen – um die­se Zeit haben wir lei­der nichts anderes.“

Ein Hap­pen kos­te­te 4,95 € und ist tat­säch­lich nur ein Hap­pen. Nach vier Hap­pen habe ich 20 Euro auf der Uhr, bin aber immer noch weit davon ent­fernt, ein Sät­ti­gungs­ge­fühl zu ent­wi­ckeln. So vor eini­ger Zeit im Restau­rant Was­ser­werk im Inselpark.

Das Geschäft des Event-Gas­tro­no­men aus Liech­ten­stein (in Sach­sen!) lief ganz offen­sicht­lich schlecht, jetzt nach Been­di­gung der inter­na­tio­na­len Gar­ten­schau. Kon­zep­tio­nell tat man sich mit wech­seln­den, ein wenig gewollt wir­ken­den Aktio­nen etwas schwer. Nach dem Tru­bel der inter­na­tio­na­len Gar­ten­schau, der die Kas­sen bei der Event-Gas­tro­no­mie sicher­lich kräf­tig hat­te klin­geln las­sen, war jetzt eher Rat­lo­sig­keit angesagt.

Auch der auf der Ter­ras­se Ende März schnell hin­ge­schüt­te­te Beach-Club mit zwei Strand­kör­ben, der die eigent­li­chen Kaf­fee-Gäs­te auf die nach­mit­tags der Son­ne nach­trau­ern­de Ost­sei­te ver­bannt hat­te, brach­te im Ham­bur­ger Früh­lings­schmud­del­wet­ter nichts mehr.

Es wun­der­te mich daher nicht, dass das ver­wais­te Eta­blis­se­ment am 26. April mit einem Zet­tel an der Tür auf­war­te­te: Wegen Betrei­ber­wech­sel geschlos­sen. Der Miet­ver­trag mit der städ­ti­schen Sprin­ken­hof GmbH soll been­det wor­den sein.

Inzwi­schen hat sich der Wil­helms­bur­ger Bei­rat für Stadt­ent­wick­lung, der sich neben der För­de­rung von Kunst und Kul­tur vor allem für die Inter­es­sen der weni­ger betuch­ten Bevöl­ke­rung stark macht, für eine nach­hal­ti­ge Wie­der­ver­mie­tung eingesetzt.

Und das mit gutem Grund: Es han­delt sich näm­lich bei dem „Was­ser­werk“ um eine außer­ge­wöhn­li­che Loca­ti­on mit dem geschmack­voll restau­rier­ten Haupt­ge­bäu­de sowie dem benach­bar­ten „Ver­dü­sungs­ge­bäu­de“, das gern für Kunst­aus­stel­lun­gen und Fei­ern in Anspruch genom­men wurde.

Die­ses schö­ne Ensem­ble, idyl­lisch an den Rat­haus­wet­tern gele­gen, hat es sicher­lich ver­dient, mit einem Ansatz bespielt zu wer­den, der auch Kun­den von außer­halb anzieht. Denn Lauf­kund­schaft gibt es dort nur im Som­mer­halb­jahr. Es wäre des­halb sinn­voll, wenn sich als Betrei­ber ein Koch fin­den lie­ße, der sei­ne Besu­cher auch an Regen­ta­gen begeis­tert und wegen sei­ner Krea­tio­nen auch wochen­tags auf ein vol­les Haus bli­cken kann. Ich den­ke dabei an Spit­zen­kö­che, die in Ham­bur­ger Top-Restau­rants als stell­ver­tre­ten­de Chefs oder ähn­li­ches har­te Arbeit leis­ten und gern in Eigen­ver­ant­wor­tung erfolg­reich wären.

War­um soll­te nicht in einer Gour­met-Metro­po­le wie Ham­burg jemand zu fin­den sein, der sich in Wil­helms­burg einen der begehr­ten Ster­ne erkocht ?

Man kann der Sprin­ken­hof GmbH nur eine glück­li­che Hand bei der Neu­ver­mie­tung wün­schen. Klei­ner Scherz zum Abschluss: Wenn das Pro­jekt Soul­vil­la­ge erfolg­reich auf den Weg gebracht sein soll­te, wäre doch even­tu­ell der Name „Soul­kit­chen“ wie­der frei – in dem Sin­ne „essen und trin­ken hält Leib und See­le zusammen…

Ein Blick und Kom­men­tar von Michael.