Zu Besuch bei Hamburgs jüngster Schäferin in Moorwerder
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Wenn man an Schäfer denkt, sieht man eigentlich immer Männer, die mit ihren Schafen durch die weite Landschaft ziehen, begleitet von ihren Hunden – Romantik pur.
Die Realität sieht anders aus. Seit April dieses Jahres sind Verena Jahnke (23), ihr Vater und ihre rund 2.000 Schafe auf den Deichen rund um Wilhelmsburg und an der Elbe bis Hoopte unterwegs. Ihren Sitz haben sie nun im Sommer in Moorwerder.
Verena ist gelernte Tierwirtin mit Schwerpunkt Schafhaltung. Nach ihrer Gesellenzeit hat sie die Meisterschule in Bayern besucht. Ihr Vater glaubt, dass die Berufswahl genetisch bedingt ist: „Die Großeltern hatten schon Schafe, dann ich. Verena wollte ja eigentlich was mit Pferden machen und nun ist sie doch bei den Schafen gelandet.“ Morgens um sieben Uhr beginnt ihr Arbeitstag im Stall, dann werden ihre sechs Hunde und die Lämmer versorgt, danach geht es zu den verschiedenen Gruppen, die aus 200 bis 300 Schafen bestehen. Hier werden die Zäune und der Strom kontrolliert, die Tiere gezählt und auf Verletzungen überprüft. Im Anschluss geht es zu den neuen Deichabschnitten,
um Zäune zu ziehen und hinterher mindestens drei Gruppen umzustellen.
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Je nach Bedarf und Lage werden die Plätze alle zwei Tage gewechselt, auch am Wochenende. Und, wenn endlich Feierabend ist, dann muss Verena manchmal doch noch los, um Zäune
zu richten und entfleuchte Schafe einzufangen. Besonders schlimm ist der Vandalismus, Zäune werden eingerissen und der Strom entfernt. Gefährlich für die Tiere sind die vielen Glasscherben am Deich und rücksichtslose Autofahrer beim Umsetzen der Gruppen. Da wünscht sich die Schäferin mehr Verständnis. Reich kann man in diesem Beruf nicht werden. Ein Lamm bringt so um die 120
Euro und die Scherer kosten so viel, wie die Wolle einbringt. Dazu kommen die Kosten für Sprit, Tierarzt, Medikamente, Impfungen und Versicherungen.
Vom Deichverband gibt es eine Pauschale und
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die EU zahlt Gelder für Landschaftspflegemaßnahmen. Ja, sie kommen so über die Runden, aber ein Job für Weicheier oder Romantiker ist Schäfer nicht. Wie sagt Verenas Papa so zutreffend: „Erst das Vieh, dann die Mitarbeiter, dann die Familie, sommers wie winters.“ Von Wilhelmsburg hat die Schäferin außer Deichen noch nicht viel gesehen, sie war weder auf dem Bunker noch in der Mühle oder bei 48h. Doch einen „Luxus“ leistet sie sich. Sie hat einen Freund und der hat als Landwirt Verständnis für ihre Arbeit.
Übrigens: Sehr viele Lehrlinge brechen ihre Ausbildung nach dem ersten Winter ab. Schade, einer der ältesten Berufe ist vom Aussterben bedroht.
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