Traditionelles Anrudern der Wikinger

Fotos@Sonja Tauber

Am Welt-Party-Tag 03.04.2016 bei herrlichstem Sonntag-Sommerwetter

Mit dem Auf­kla­ren am 20. März im Boots­haus des Ved­de­ler Wan­der­ru­der­clubs „Die Wikin­ger“ e.V. (dem ein­zi­gen Ham­bur­ger Wan­der­ru­der­club) soll­te die Zeit des win­ter­li­chen Speck-Anset­zens vor­bei sein. Obwohl- an wel­chem Tag, in wel­chem Monat war eigent­lich wirk­lich Winter?

Egal, jetzt waren die Akti­ven schon ganz jibe­rig auf das Anru­dern im neu­en Jahr. Zwei 4er und zwei 2er Boo­te wur­den aus dem Boots­schup­pen gewuch­tet und zu Was­ser gelas­sen. Bis alle Gemel­de­ten ein­ge­tru­delt waren (ins­ge­samt 16), das Fahr­ten­buch die not­wen­di­ge Ein­tra­gung aus­wies, alle not­wen­di­gen Uten­si­li­en gefun­den, ange­bracht oder ver­staut wer­den konn­ten, war das schrift­lich fixier­te „Anru­dern“ um 10 Uhr nicht ganz zu hal­ten. 
Das war aber kein Pro­blem, denn die ursprüng­lich vor­ge­se­he­ne Tour zum „Land­haus Voigt“ an der Gosen Elbe (Vier­lan­den) war aus orga­ni­sa­to­ri­schen Grün­den zum Ruder Club „Alle­man­nia“ an der Außen-Als­ter umdis­po­niert wor­den. Und somit hat­te sich die ursprüng­li­che Gesamt­stre­cke von 19,5 km auf 13,5 km verkürzt.

Mir als „Außen­ste­hen­den“, und das ers­te Mal vor Ort, hat es impo­niert, wie gelas­sen man alles nahm. Nie­man­dem wur­de etwas übel genom­men, wenn nicht alles nach Plan lief und kein Gepö­bel war zu ver­neh­men. Dass ein beson­de­rer Geist in die­sem Ved­de­ler Ruder­club herrscht, erle­ben wohl beson­ders Neu­lin­ge. Ulrich Hol­lstein: „Was mir auch sehr gefällt, ist die net­te Gemein­schaft bei den Wikin­gern. Die­se ruhi­ge, unauf­ge­reg­te Atmo­sphä­re! Ein­zig­ar­tig!“
Wer jetzt aber denkt, dass er es hier mit Weich­ei­ern zu tu hat, der soll­te sich den Kom­men­tar von Han­nah Mirold-Stroh anhö­ren, die schon in eini­gen euro­päi­schen Gefil­den geru­dert ist: „Des­halb kann ich mit Über­zeu­gung fest­stel­len, dass die Wikin­ger ein­fach das abwechs­lungs­reichs­te Ruder­quar­tier haben! Und ohne Fra­ge die uner­schro­ckens­ten Mitru­de­rer sind!“  (Bis­her dach­te ich immer, die leben nur in Gal­li­en) „Nacht, Regen, Käl­te, fast nichts kann euch stop­pen, das ist mir sehr sym­pa­thisch. Ich freue mich sehr, dass Ihr mich so herz­lich auf­ge­nom­men habt, und hof­fe auf noch vie­le gemein­sa­me Touren.“

Im geschlos­se­nen Ver­band quer­te man um 10:30 Uhr die Elbe zum Ober­ha­fen­ka­nal, pas­sier­te den Ober­ha­fen selbst und hielt sich nord­wärts ent­lang der Spei­cher­stadt. Kurz vor dem Baum­wall ging es dann in das Als­ter­fleet und nach dem Pas­sie­ren von zwei Schleu­sen in die Bin­nen­als­ter. Nicht nur auf die Als­ter­fon­tä­ne mit ihrem hohen Sprüh­was­ser, auch auf die zahl­rei­chen Als­ter­damp­fer, die an die­sem son­ni­gen Tag im Ein­satz waren, muss­ten Steu­er­mann und Steu­er­frau höl­lisch auf­pas­sen. Erst nach Unter­que­ren der Lom­bards- und der Ken­ne­dy-Brü­cke konn­te man auf der Außen­als­ter ein wenig aufatmen.
Auch das Anle­gen (nach ca. 45-minü­ti­ger Fahrt ins­ge­samt) und das Boo­te aus dem Was­ser holen, lie­fen  beim Ruder Club „Alle­man­nia“ rou­ti­ne­mä­ßig und ohne Hek­tik ab.
Übri­gens war es der vor­neh­me RC „Alle­man­nia“ gewe­sen, der den nicht mehr gut betuch­ten „Wikin­gern“ in der schlech­ten Zeit (Welt­wirt­schafts­kri­se 1927) für das Trai­ning vor einer Regat­ta lie­bens­wür­di­ger­wei­se ihren Ach­ter zur Ver­fü­gung gestellt hat­te. Und auch die­ses Mal hat­ten sie sich von ihrer guten Sei­te gezeigt.

Viel­leicht an die­ser Stel­le noch die pas­sen­de klei­ne Anek­do­te aus der 100-Jah­res­chro­nik der Wikin­ger von 2011:
„Am Sonn­tag, den 22. Mai 1927, zeig­te sich der Wikin­ger-Ach­ter zum ers­ten Mal dem offi­zi­el­len Publi­kum. Die Stim­mung war für uns, d.h.- soweit man uns nicht bemit­lei­de­te, bedau­er­te man uns.
Der Ver­lauf des Ren­nens ist bekannt. Wir kamen schlecht vom Start und waren anfangs etwas ner­vös. Der Steu­er­mann brach­te jedoch bald einen lan­gen, ruhi­gen Schlag ins Boot, womit wir dann schnell nach vorn kamen und als Sie­ger durchs Ziel gin­gen!“
Fällt es da noch ins Gewicht, dass auch mit dem Vie­rer der Sieg geholt wurde?
Mir scheint, die Unver­wüst­lich­keit der Wikin­ger hat sich über 100 Jah­re nicht verändert.Bevor es dann zum Mit­tag­essen in die „Lan­ge Rei­he“ ging, noch ein paar Foto-Schüs­se als Erin­ne­rung an die­se inter­es­san­te und son­ni­ge ers­te Aus­fahrt 2016. Nach dem Mit­tag­essen dann die­sel­be Stre­cke retour, damit man pünkt­lich um 16 Uhr im hei­mat­li­chen Club­haus am Ved­de­ler Markt­ka­nal zu Kaf­fee und selbst­ge­ba­cke­nen Kuchen antre­ten konn­te.
Nach­dem der explo­si­ons­ge­fähr­li­che Waf­fel-Auto­mat fach­män­nisch repa­riert wor­den war, gab es „Waf­fel satt“; so satt, dass der jüngs­te Teil­neh­mer der Trup­pe (David, 4 J.) irgend­wann ein­mal die Segel strich, so dass das aller­letz­te Stück­chen für mich übrig blieb.
So hat sich für alle (auch die Pas­si­ven) das Anru­dern 2016 gelohnt!

Wie fin­det man die Wikinger? 

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