WAS GLAUBT IHR DENN

Die Sparte „New Hamburg“ der Veddeler Immanuelkirche

lud ein am Frei­tag, den 03.06.02016 um 20Uhr.

Wozu ?  Zu einer Lesung von Björn Bicker (einer der drei Machern, die 2014 die Müt­ze auf hat­ten für Kon­zept und künst­le­ri­sche Lei­tung des „New Hamburg“-Projektes).

Was ? Aus­schnit­te aus sei­nem neu­en Buch „WAS GLAUBT IHR DENN“

Mode­ra­ti­on: Uschi Hoff­mann (Stadt­teil­dia­ko­nin Ved­del) und Sümey­ye San­ka­ya (Isla­mi­sche
Gemein­de Veddel)

Musi­ka­li­sche Beglei­tung: Der­ya Yildirim

Auch wenn „New Ham­burg“ seit 2014 ein per­ma­nen­ter kul­tu­rel­ler Bestand­teil der Ved­de­ler Imma­nuel­kir­che ist, war die­ser Tag doch etwas Beson­de­res. Die Lesung von Björn Bicker aus sei­nem neu­es­ten Buch hat­te doch vie­le ange­lockt, die beim gro­ßen Okto­ber-Ereig­nis 2014 dabei waren. Und so gab es eine gro­ße Wie­der­se­hens Freu­de ohne gro­ßen Pro­ben- bzw. Ein­satz Stress nach dem Mot­to: Locker vom Hocker. Um eini­ge der ehe­ma­li­gen Akti­ven zu nen­nen: Chris­ti­an Tschirner (einer von Björn Bickers Mit­strei­tern), Gre­ta Eacott (bri­ti­sche Per­cus­sio­nis­tin vom Ham­bur­ger Schau­spiel­haus), Adnan Sof­tic (ehe­ma­li­ger Stadt­teil­künst­ler mit gro­ßen „New Hamburg“-Anteilen), Fran­ci­ne Lammar (Ved­del aktv e.V.) und vie­le mehr.

Kern­punkt sei­nes Buches ist auf jeden Fall sei­ne lan­ge Recher­che im Mün­che­ner Raum bzgl. „Reli­giö­sem Leben“ und zwar aller Reli­gio­nen wie Chris­ten, Juden, Mus­li­men, Hin­dus, Siks und Bud­dis­ten. Aber auch die Ved­del hat ihn inspi­riert durch das Pro­jekt „New Ham­burg“ mit sei­ner ca. ein­jäh­ri­gen Recher­che. In wel­chem ande­ren Stadt­teil Ham­burgs haben die Begrif­fe wie „Mehr­heits­ge­sell­schaft“ Und „Leit­kul­tur“ gra­vie­ren­der an Bedeu­tungs­lo­sig­keit verloren.

So war die Ved­del mit sei­ner viel­schich­ti­gen Gesell­schaft ein aus­er­ko­re­ner Ort für die Lesung sei­nes Buches. Es erzählt vom reli­giö­sen Leben in einer seku­la­ren Gesell­schaft (Tren­nung von Reli­gi­on und Staat), vom Hel­fen und Hei­ra­ten, vom Arbei­ten und Hei­len, vom Ver­ste­hen und Schei­tern, von Gewalt und Fremd­heit von Offen­heit und Begegnung.
„Ein viel­stim­mi­ges Bild unse­rer Zeit und eine Erzäh­lung davon, wer wir heu­te sind und mor­gen sein wol­len.“, wie es im Ein­la­dungs-Fly­er so schön heißt.

Wel­che ande­re Per­son als Der­ya Yil­di­rim hät­te die Lesung musi­ka­lisch bes­ser beglei­ten kön­nen? Sie, die auf der Ved­del auf­ge­wach­sen ist, ihre musi­ka­li­schen Wur­zeln über den Groß­va­ter über­tra­gen bekom­men hat; über sei­ne alten Kas­set­ten aus Ana­to­li­en, die er stän­dig hören muss­te und deren von neu­mo­di­schem Kram unver­fälsch­te Wei­sen von Der­ya Yil­di­rim durch Gesang und Sai­ten-Spiel den Zuhö­rer in Erstau­nen ver­setz­te. Man frag­te sich bei der Klang­fül­le: Wo sind die ande­ren Instru­men­te, die man zu hören glaubt? Nein, es ist nur das eine Instru­ment wel­ches Der­yaY­il­de­rim spielt; dass von ihrem Vater selbst gebaute.

Nach Lesung und musi­ka­li­sche Ein­la­ge gab es eine Dis­kus­si­ons­run­de zwi­schen allen Anwe­sen­den im Kir­chen­schiff nach dem Mot­to „Was glaubt ihr denn“. Es zeig­te sich hier­bei, dass das media­le inter­re­li­giö­se und kul­tu­rel­le Welt­bild, dem man täg­lich aus­ge­setzt ist, eigent­lich nicht in den täg­li­chen kul­tu­rel­len und reli­giö­sen All­tag passt, zumin­dest nicht in Deutsch­land, nicht in Mün­chen und schon gar nicht auf der Veddel.

Auch ließ sich nicht klä­ren, ob eine mus­li­mi­sche Frau mit lan­gem Gewandt und Kopf­be­de­ckung got­tes­fürch­ti­ger ist, als eine west­lich geklei­de­te. Es hät­te ein lan­ger Abend wer­den können.