AHOI! Reisend lernen kommt nach Hamburg

Quelle und Fotos: Veronika Mercks

Es war der 4. Juni an einem beson­de­ren Ort in Ham­burg – Wil­helms­burg. Der Unter­grund schau­kel­te ein wenig, die Wel­len zogen vor­bei, wäh­rend die Möwen krei­schend ihre Krei­se flo­gen.  Eine Grup­pe von aben­teu­er­lus­ti­gen Schüler*innen der Stadt­teil­schu­le Wil­helms­burg stand kurz vor ihrem Abschluss der 10. Klas­se – für vie­le ein wich­ti­ger Über­gang in eine neue Lebensphase.

Rei­send Ler­nen woll­te die­sen Über­gang beglei­ten. Zu Beginn hat­ten die Jugend­li­chen kei­ne Ahnung, was sie in den nächs­ten vier Tagen mit Rei­send Ler­nen erwar­ten wür­de. Sie mel­de­ten sich frei­wil­lig für die Pro­jekt­ta­ge an, um für einen kur­zen Zeit­raum, Mathe, Deutsch und Phy­sik gegen Begeg­nun­gen, das Ken­nen­ler­nen ande­rer Kul­tu­ren, Her­aus­for­de­run­gen und vie­le ande­re Über­ra­schun­gen zu tauschen.

Bildschirmfoto 2018-06-13 um 20.42.05Die ers­ten zwei Tage ver­brach­ten wir gemein­sam auf einem wun­der­schö­nen Haus­boot – einen bes­se­ren Ort für eine simu­lier­te Rei­se gibt es wohl kaum. Am ers­ten Tag ging es um die Rei­se­vor­be­rei­tung: Die Jugend­li­chen beschäf­tig­ten sich mit ihren Stär­ken, ihren Träu­men und mit ihren Wider­stän­den, wel­che ihnen oft im Weg ste­hen. Durch Yoga und dem bra­si­lia­ni­schen Tanz For­ró wur­den ande­re Kul­tu­ren mit dem gan­zen Kör­per und durch die Erfah­rung erlebt. Kul­tur­si­mu­la­tio­nen ermög­lich­ten das Gewin­nen von inter­kul­tu­rel­len Kom­pe­ten­zen. Bei Rei­send Ler­nen wer­den ganz­heit­li­che Erfah­run­gen geschaf­fen, wel­che den Kopf, die Emo­tio­nen und den Kör­per mit ein­bin­den. Zu Beginn und am Ende jedes Tages wur­de daher für die jun­gen Men­schen ein Raum geschaf­fen, in dem sie ihre Gefüh­le wahr­neh­men und tei­len konn­ten. Am drit­ten Tag beka­men die Schüler*innen vom Rei­send Ler­nen Team ver­schie­de­ne Her­aus­for­de­run­gen in der Innen­stadt. Zum Bei­spiel hat­ten sie die Auf­ga­be, in Klein­grup­pen Pas­san­ten eine Freu­de zu machen. Es war ein bun­ter und aus­ge­las­se­ner Tag in der Natur an der Elbe, bei dem jeder jun­ge Mensch auf sei­ne Art und Wei­se über sich hin­aus­wuchs. Für den einen bedeu­te­te dies die Abga­be von Kon­trol­le bei einem Koope­ra­ti­ons­spiel, bei dem ande­ren war es das Tan­zen vor der Grup­pe. Für eine Schü­le­rin war es eine Her­aus­for­de­rung nicht zu wis­sen, was als nächs­tes pas­siert. Eine ande­re wuchs ein Stück über sich hin­aus, als sie sich in einem Moment des Frus­tes trau­te zu sagen, wie sie sich eigent­lich wirk­lich gera­de fühlt, obwohl sie dies zunächst als unhöf­lich emp­fand. Wir pad­del­ten um die Wet­te, lie­ßen uns bei der Was­ser­me­di­ta­ti­on trei­ben, nah­men die Natur um uns her­um war, lern­ten Spei­sen aus ande­ren Län­dern beim inter­kul­tu­rel­len Pick­nick ken­nen und tanz­ten Tän­ze aus ande­ren Kul­tu­ren. Es war ein ganz außer­ge­wöhn­li­cher Tag.

Den letz­ten Tag ver­brach­ten wir in der Schu­le, wo es um The­men wie Frei­heit und dem Fol­gen der Intui­ti­on ging. Der schöns­te Moment des Tages war wohl, als wir uns gegen­sei­tig Zet­tel an die Stuhl­leh­ne kleb­ten auf denen wir notier­ten, was wir an der ande­ren Per­son stark fin­den. „Wer hat mir denn lie­be­voll auf den Zet­tel geschrie­ben? Das hat zu mir noch nie jemand gesagt.“ wun­der­te sich eine Schü­le­rin. Sie ist sicht­lich gerührt über die Bei­spiel­si­tua­tio­nen, die ihr dar­auf­hin erzählt wurden.

Die Rei­send Ler­nen Tage waren nach einem Abschluss­ri­tu­al zu Ende. Wir durf­ten in den vier Tagen groß­ar­ti­ge Jugend­li­che ken­nen ler­nen, die uns immer wie­der aufs Neue über­rasch­ten. Sie zeig­ten Mut und Offen­heit, lie­ßen sich auf die Erfah­run­gen ein und mach­ten die Pro­jekt­ta­ge auch für das Rei­send Ler­nen Team zu einer unver­gess­li­chen Erfah­rung. Die jun­gen Men­schen waren sicht­lich dank­bar für den Blu­men­strauß an Erfah­run­gen und das Ein­tau­chen in die Welt des Rei­sens, wel­che durch das Rei­send Ler­nen Team und des­sen Rei­se­an­ek­do­ten zum Leben erweckt wurde.

Eine Nach­richt, wel­che uns gleich am Abend des letz­ten Tages erreicht, rühr­te uns sehr und zeig­te uns, dass wir mit Rei­send Ler­nen etwas bewe­gen können:

„Hey, ich woll­te mich für alles noch­mal bedan­ken. Es waren unglaub­li­che Tage mit euch und auch wenn es sehr kurz war. Ich hät­te nie­mals gedacht, dass es mir so viel Spaß machen wird. Bin euch so dank­bar, dank euch hat­te ich die Chan­ce mich bes­ser ken­nen zu lernen.“Bildschirmfoto 2018-06-13 um 20.42.31

Vie­len Dank an die­ser Stel­le an das tol­le Rei­se­be­glei­te­rin­nen Team: Fre­de­ri­ke, Juli­an, Kon­stan­tin und Vero­ni­ka. Ein herz­li­ches Dan­ke­schön gilt außer­dem der Hei­de­hof Stif­tung sowie des Kin­der hel­fen Kin­der e.V. für die wich­ti­ge finan­zi­el­le Unter­stüt­zung. Wir freu­en uns schon auf das nächs­te Mal wenn es heißt: „Lei­nen los für Rei­send Lernen!“

„Rei­send Ler­nen“ ist ein Pro­jekt von Navi­ga­ia Jour­neys. Die Bil­dungs­in­itia­ti­ve beglei­tet, inspi­riert und unter­stützt vor allem jun­ge Men­schen auf ihren inne­ren & äuße­ren Rei­sen. Sie ver­bin­det die The­men Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung und Rei­sen und setzt sich für selbst‑, kul­tur und umwelt­be­wuss­te Indi­vi­du­al­rei­sen ein.

Bei Rei­send Ler­nen kön­nen Jugend­li­che in Über­gangs­pha­sen durch den Ein­satz unter­schied­li­cher erfah­rungs­ba­sier­ter Metho­den aus ver­schie­de­nen päd­ago­gi­schen Rich­tun­gen ähn­li­che Erfah­run­gen wie auch auf einer Rei­se machen, ohne dafür ihre Stadt zu ver­las­sen. Rei­send Ler­nen möch­te jun­gen Men­schen u.a. ermu­ti­gen, ihren eige­nen Weg zu gehen, Lust auf das Ent­de­cken neu­er Kul­tu­ren machen, das Selbst­be­wusst­sein stär­ken, offen für Neu­es machen und Hori­zon­te erwei­tern. Das Pro­jekt wur­de von Vero­ni­ka Mercks ins Leben geru­fen, die sel­ber als soge­nann­te Fel­low über die Bil­dungs­in­itia­ti­ve Teach First Deutsch­land gGmbH für zwei Jah­re an einer Stadt­teil­schu­le in Ham­burg, Wil­helms­burg in ver­schie­de­nen Pro­jek­ten gear­bei­tet hat. Maß­geb­lich unter­stützt und mit­ge­stal­tet wird Rei­send Ler­nen durch die inter­kul­tu­rel­le Psy­cho­lo­gin Fre­de­ri­ke Bock.

 

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