Begnadete Portraitzeichnungen: Heino Zinserling zum 125. Geburtstag

Eine Werk­schau aus Bestän­den des Muse­um Elbinsel 

Am 24. Okto­ber wäre der frü­her in Wil­helms­burg leben­de Künst­ler Hei­no Zins­er­ling 125 Jah­re alt gewor­den. Dies ist Anlass für die Muse­ums­ma­cher eine umfas­sen­de Werk­schau des bedeu­ten­den Künst­lers aus eige­nen Bestän­den zu zeigen.

Schon zum 100. Geburts­tag und zu wei­te­ren Anläs­sen wur­den Aus­stel­lun­gen im Muse­um und auch im Bür­ger­haus Wil­helms­burg orga­ni­siert. Die jet­zi­gen Kura­to­ren die­ser Aus­stel­lung haben es sich nicht leicht­ge­macht, denn als sie sich mit dem Leben von Hei­no Zins­er­ling aus­ein­an­der­setz­ten, ent­deck­ten sie in sei­ner Vita, dass er wäh­rend Deutsch­lands dun­kels­ter Geschich­te der SA (Sturm­ab­tei­lung der NSDAP) ange­hör­te. Ob er sich dabei etwas zu Schul­den kom­men las­sen hat, kann nicht gesagt wer­den, doch allein die Tat­sa­che gab den Kura­to­ren zu denken.

„Er ver­kann­te den Natio­nal­so­zia­lis­mus in sei­ner blin­den Künst­ler­nai­vi­tät, erst spät begriff er den wah­ren Cha­rak­ter der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Bewe­gung“, schreibt Her­bert Wag­ner über Zins­er­ling, mit dem er befreun­det war. Es galt abzu­wä­gen, ob die­se „Ehrung“ nicht bes­ser abge­sagt oder das künst­le­ri­sche Schaf­fen an sich gewür­digt wer­den soll­te. Da Zins­er­ling ein doch recht beweg­tes um nicht zu sagen „bun­tes“ Leben geführt hat, ent­schlos­sen die Kura­to­ren sich, die­se Werks­schau zu zei­gen.  Elsa Zins­er­ling eine, Ver­wand­te von Hei­no Zins­er­ling erin­ner­te sich in einem Gespräch mit dem Göt­tin­ger Tage­blatt, anläss­lich der Aus­stel­lung „Wie­der­ent­deckt“ (2014) des Duder­städ­ter Hei­mat­mu­se­um: „Manch­mal kam er uns aus Ham­burg besu­chen – mit sei­nem Hilfs­mo­tor-Fahr­rad.“ „Der Hei­no war ein Eigen­bröt­ler, ein typi­scher Künst­ler eben, der lei­der in sehr beschei­de­nen Ver­hält­nis­sen lebte“.

P1170858 bearZins­er­ling wur­de 1891 in Duder­stadt gebo­ren und starb 1980 in Ham­burg-Wil­helms­burg. Er war ein aka­de­misch aus­ge­bil­de­ter Maler und inter­na­tio­nal aner­kann­ter Gra­fi­ker und Zei­chen­leh­rer. Bevor er Male­rei an der Hoch­schu­le für Bil­den­de Küns­te in Ham­burg bei den Pro­fes­so­ren Illies und Mey­er-Thur stu­dier­te, stu­dier­te er in Mün­chen und Kas­sel. In Kas­sel wid­me­te er sich auch der Bild­haue­rei. Vor­her hat­te er ein Stu­di­um der Theo­lo­gie auf­ge­nom­men. Seit Ende der zwan­zi­ger Jah­re wirk­te er als frei­schaf­fen­der Künst­ler auf der Elb­in­sel Wil­helms­burg. Dort, wo bis vor eini­gen Jah­ren an der Dra­teln­stra­ße die Schwimm­hal­le stand, leb­te er in einem Jugend­stil­haus und wei­ger­te sich lan­ge Zeit, dort aus­zu­zie­hen. In den zwan­zi­ger Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts enga­gier­te er sich für den „Frie­dens­bund der Kriegs­teil­neh­mer“ (1. Welt­krieg). Nach dem zwei­ten Welt­krieg und nach sei­ner Ent­na­zi­fi­zie­rung enga­gier­te er sich in der Frie­dens­be­we­gung und wur­de zum Oster­mar­schie­rer gegen Atom­waf­fen. Damit schloss sich dann der Kreis vom Frie­dens­bund zur Friedensbewegung.

Hei­no Zins­er­ling arbei­te­te als Kunst­leh­rer u.a. in ver­schie­de­nen Ein­rich­tun­gen wie der Volks­hoch­schu­le und dem Arbeits­lo­sen­werk oder auch in Otto Hopp‚s Tanz­lo­kal dem spä­te­ren „Pen­ny Lane“ in Kirch­dorf. Er war ein lei­den­schaft­li­cher und begna­de­ter Por­trait­zeich­ner. Im Muse­um Elb­in­sel Wil­helms­burg kann man auch jetzt schon sei­ne Por­trät­zeich­nun­gen der Wil­helms­bur­ger Mel­ker sehen. Auch von Ernst Reinstorf hängt ein gro­ßes Por­trät in der Schul­ab­tei­lung des Muse­ums. Das Leben und Wir­ken von Reinstorf und auch des dama­li­gen Ver­eins für Hei­mat­kun­de wäh­rend der NS-Zeit ist bis zum heu­ti­gen Zeit­punkt auch noch nicht erforscht. Hei­no Zins­er­ling hat­te Aus­stel­lun­gen in den USA, Ita­li­en und Mona­co. Er erhielt im Aus­land mehr­fach Prei­se für sein Werk. Sei­nen Namen fin­det man heu­te in vie­len Künstlerlexika.

Die Aus­stel­lung aus Depot­be­stän­den des Muse­um Elb­in­sel Wil­helms­burg wird am Sonn­tag, den 2. Okto­ber um 14:30 Uhr eröff­net und bis April 2017 zu sehen sein. Der Ein­tritt ist frei.

Quel­le: MUSEUM ELBINSEL WILHELMSBURG – Kirch­dor­fer Stra­ße 163 – 21109 Hamburg 

www.museum-elbinsel-wilhelmsburg.de