Ein Ufologe in Wilhelmsburg

Stefan Seiffert ist ein 360° Designer – alles was rund ist, ist einzigartig.

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Spä­tes­tens seit dem Pop Up Fes­ti­val müss­te ihn jeder ken­nen: Desi­gner Ste­fan Seif­fert. Lebt und arbei­tet seit eini­gen Jah­ren im schöns­ten Hin­ter­hof Wil­helms­burgs, viel­leicht sogar der gan­zen Stadt.
Ein außer­ge­wöhn­li­cher Desi­gner mit einer Vor­lie­be zum schnel­len Motor­sport. Schon in sei­ner Kind­heit fuhr er Kar­t­ren­nen und ja, er trai­nier­te tat­säch­lich auf der Renn­stre­cke, auf der Schumi’s Mut­ter noch die Pom­mes ver­kauf­te. Als er jedoch merk­te, dass ihn die For­men und Aero­dy­na­mik der „Renn­schlit­ten“ mehr inter­es­sier­ten als das Ren­nen zu gewin­nen, woll­te er anstatt Renn­fah­rer doch lie­ber Auto­de­si­gner wer­den. Und das wur­de er auch. Car­bon-Renn­wa­gen, Car­bon-Möbel, Segel­yach­ten, Yacht­mö­bel, Wind­ener­gie­an­la­gen, Digi­ta­les Spiel­ge­rät für Kin­der, Wale in Ori­gi­nal­grö­ße für das Ozea­ne­um Stral­sund, Kul­tur-CI-Design und Illus­tra­ti­on gehö­ren bis heu­te zu sei­nem Portfolio.

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Stu­diert hat er in Wup­per­tal, arbei­te­te für sie­ben Jah­re bei Gene­ral Motors (Opel) und dann sie­ben Jah­re bei Volks­wa­gen. Wur­de Advan­ced Desi­gner für con­cept­cars. Das Exte­rior (Karos­se­rie) sein Fach­ge­biet. Dort war er maß­geb­lich am ers­ten Hydro­au­to – dem Chi­co – ver­ant­wort­lich. Die­ser wur­de 1992 Auto des Jah­res in der Con­cept­car-Klas­se und ist bis heu­te der größ­te kom­mer­zi­el­le Erfolg von VW.

Zu die­ser Zeit arbei­te­te VW eng mit dem Uhren­her­stel­ler Swatch zusam­men und durch sei­nen Erfolg mit dem Chi­co durf­te er den Pro­to­ty­pen für den Smart MCC ent­wi­ckeln. So über­nimmt Mer­ce­des Benz auch heu­te noch die Zwei­far­big­keit, die Sicher­heits­zel­le und das One Box Design, das von Ste­fan ent­wi­ckelt wur­de. Zu die­ser Zeit war das eine gro­ße Revo­lu­ti­on im Auto­de­sign. „Eine durch­ge­hen­de Linie von der Motor­hau­be über die Schutz­schei­be bie­tet eben einen enorm hohen aero­dy­na­mi­schen Vor­teil“, erzählt Ste­fan, „auch Leicht­bau war schon immer mein per­sön­li­ches Anlie­gen. Lei­der haben die Groß­kon­zer­ne das nie so rich­tig umge­setzt. Beim Indus­tri­al Design beson­ders beim Trans­por­ta­ti­on-Design arbei­tet man zu 99% für den Müll­ei­mer. Man wird für die Idee bezahlt, aber die Inno­va­ti­on wird oft nicht rea­li­siert. Dem Vogel wer­den die Flü­gel gestutzt. Das ist ein schmerz­li­cher Pro­zess, den jeder Desi­gner durch­le­ben muss.“ Spricht er aus Erfah­rung. So ent­wi­ckel­te er auch ein Kin­der­spiel­zeug, das den Namen NUMITO tra­gen soll­te. Dar­auf soll­ten Fil­me & Musik für Kin­der abspiel­bar sein. So ähn­lich wie bei einem iPod, nur grö­ßer und run­der, eben für klei­ne­re Kin­der. Ein rund­um gelun­ge­nes Design, für das er auch über län­ge­re Zeit in Tai­wan arbei­ten durf­te. Kurz vor der Seri­en­her­stel­lung zer­strit­ten sich die Inves­to­ren und alles war für die Katz.

Kueche

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2002 mach­te er sich selbst­stän­dig und zog mit sei­ner Werk­statt in den Puhst­hof nach Wil­helms­burg. Zu die­ser Zeit hat­te er smart als Kun­den und mit den Frei­en zeit­wei­se bis zu 20 Mit­ar­bei­ter. Ste­fan war für den Pro­to­ty­pen­bau zustän­dig und hat viel zum smart 4four beigetragen.
Wenn Ste­fan von sei­ner Arbeit spricht ist er begeis­tert, hat ein Schmun­zeln im Gesicht und will Begeis­te­rung schü­ren. Des­halb hat er auch 13 Jah­re Trans­por­ta­ti­on Design unter­rich­tet. 8 Jah­re an der HfBK Braun­schweig und 5 Jah­re in Lon­don als Gast­do­zent (visi­t­ing lec­tor­s­hip) an der welt­bes­ten Schu­le für Auto­de­sign am Roy­al Col­le­ge of Art. „Von mei­nem Büro aus hat­te ich einen tol­len Blick auf die Roy­al Albert Hall“, erzählt er begeis­tert, „eine tol­le Zeit war das.“
Dort kam es dann auch zu einer Zusam­men­ar­beit mit einem sei­ner Stu­den­ten. Durch die Ver­öf­fent­li­chung sei­ner Diplom­ar­beit, wur­de ein rei­cher Pri­va­tier – kein Witz, es war auch noch ein Ara­bi­scher Scheich – auf das Pro­dukt auf­merk­sam. Und so kam es, dass der teu­ers­te Wohn­wa­gen der Welt in einer Werk­statt in Wil­helms­burg gebaut wur­de. Vie­le Wohn­wa­gen­her­stel­ler waren bereit, das Pro­jekt zu unterstützen.
So ent­stand ein quietsch­gel­ber, bis ins kleins­te Detail design­ter Wohn­wa­gen, der an Aus­stat­tung alles hat, was so ein Gefährt für den Desi­gner Ste­fan haben muss. Rea­lis­tisch mit deut­schem TÜV, ein voll­wer­ti­ger Pro­to­typ und luxu­riö­ses Ein­zel­stück, bis heu­te ein Ideen­ge­ber für die Bran­che, „beson­ders für einen Her­stel­ler, der an der Pro­jekt­un­ter­stüt­zung nicht betei­ligt war.“ flun­kert er mit einem Grin­sen im Gesicht.
Nach eini­gen Jah­ren kam der Umzug in den schö­nen Innen­hof. Davor war es eine Auto­werk­statt und man kann sich vor­stel­len, dass Ste­fan und sei­ne Mit­strei­ter sehr viel Zeit und Ner­ven inves­tie­ren muss­ten, bis sich das Gebäu­de zum Leben und Arbei­ten eig­ne­te. Aber es hat sich gelohnt.
Aus dem Indus­trie-Busi­ness hat er sich größ­ten­teils zurück­ge­zo­gen. Für Pri­vat­kun­den und auf Anfra­ge baut er immer noch indi­vi­du­el­le Karos­se­rie­stü­cke aus Car­bon und arbei­tet als frei­er Künst­ler an Holz­skulp­tu­ren und mit Hin­ga­be an sei­nem jüngs­ten Baby, einem UFO. Ein eigen­in­itia­ti­ves Pro­jekt und Aben­teu­er, das zu einem ganz gro­ßen Hit wer­den könnte.

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Das ers­te Modell ist bereits bestellt. Das hat er so noch nie gehabt. Der Insel­pen­si­on sei Dank! Sie haben schon groß­ar­ti­ge Ideen, wo sie das Teil auf­stel­len wol­len. Gesprä­che lau­fen schon. Ste­fan kommt ins Schwär­men und erzählt: „Mein Ball­chair hat mir die Idee dazu gelie­fert. Immer wenn ich dar­in ver­sank, dach­te ich, dass es doch auch schön wäre, mit mei­ner Freun­din zusam­men hier drin sit­zen zu kön­nen.“ Also muss­te etwas Grö­ße­res Brei­te­res her. Nach sie­ben Mona­ten Pla­n­ar­beit wur­de ein ers­ter Pro­to­typ in Modell­grö­ße erstellt. „Umso run­der umso grö­ßer der Auf­wand, die Sta­tik ist aber ein­zig­ar­tig. Die archai­sche Form eines Eis gibt einem sofort ein Wohl­ge­fühl und eine Gebor­gen­heit. Das Inne­re ist in mei­nen Lieb­lings­far­ben, war­men Rot- und Oran­ge­tö­nen gehal­ten. Durch mei­ne Erfah­rung als Desi­gner habe ich ein glo­ba­les Pro­dukt erar­bei­tet, das noch Fol­ge­pro­duk­te haben wird. So ist z.B. schon ein Trai­ler ange­dacht, auf dem man das UFO von Ort zu Ort trans­por­tie­ren kann. Durch die Ver­ar­bei­tung mit Car­bon ist es leicht, robust und witterungsbeständig.
Auch die Öff­nun­gen wer­den noch mit Visie­ren ver­se­hen, die man zu- und auf­klap­pen kann. Der Innen­be­reich gepols­tert, so dass locker zwei Leu­te dar­in über­nach­ten kön­nen oder man kann mit meh­re­ren dar­in chillen.

Aus meh­re­ren Tei­len zusam­men­ge­schraubt lässt es sich gut trans­por­tie­ren und auch in klei­ne­ren Woh­nun­gen auf­stel­len. Ein durch­aus sym­pa­thi­sches Pro­dukt von einem sym­pa­thi­schen vor Ideen sprü­hen­den Desi­gner, von dem wir noch so sicher eini­ges hören und lesen wer­den. Wir freu­en uns schon sehr, wenn das ers­te Modell in Wil­helms­burg auf­ge­baut wird und wer­den auf jeden Fall davon berich­ten! Die­ses Inter­view hat sehr viel Spaß gemacht! Dan­ke Dir Stefan.

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