Fotos schmeißt man nicht weg…

Bildschirmfoto 2015-02-11 um 14.16.34

„Papa… Wie sah es eigent­lich frü­her in Wil­helms­burg aus?“, frag­te 1998 Jen­ni­fer ihren Vater Peter Pforr.

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Und nun sit­zen Peter und ich an sei­nem Schreib­tisch vor sei­ner Inter­net­sei­te www.alt-wilhelmsburg.de und ich freue mich, dass er mir und dem gan­zen world wide web damit die­se Fra­ge beant­wor­tet. Doch, wie fing es eigent­lich an? Wie kommt man an die­se gan­zen alten Foto- und Post­kar­ten­schät­ze? Erzähl doch mal Peter!

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„Ich lebe schon seit kurz nach mei­ner Geburt auf der Insel. Als ich mei­ner Toch­ter vor knapp 20 Jah­ren die­se Fra­gen nur unzu­rei­chend beant­wor­ten konn­te, weil unse­re Fami­lie kaum Bil­der hat­te und im Netz auch nur weni­ge zu fin­den waren, wur­de aus mei­nem eige­nem Inter­es­se eine ech­te Auf­ga­be und sogar Lei­den­schaft. Die Fami­li­en­bil­der waren sozu­sa­gen das Start­ka­pi­tal. Das ers­te Bild wel­ches online ging war jedoch die Post­kar­te von 1906 die den alten Bahn­hof von der Thie­len­stra­ße her zeigt.“ Aber woher kom­men die­se Rari­tä­ten frag­te ich mich und dann Peter. „Die Bahn­hofs­post­kar­te ist mein ers­tes, erstei­ger­tes Stück bei ebay. Damals für 6DM, das ist aus heu­ti­ger Sicht ein Schnäpp­chen, mitt­ler­wei­le kann man locker drei­stel­li­ge Sum­men zah­len. Nun sit­ze ich täg­lich vorm Rech­ner und schaue nach tol­len Foto­gra­fien, Post­kar­ten oder Bild­bän­den. 1 – 2 Mal im Monat bin ich auch auf Floh­märk­ten unter­wegs. Lei­der hängt der Nach­schub. Mein Archiv umfasst mitt­ler­wei­le 2028 Bil­der, alle von Hand gescannt, kata­lo­gi­siert und mit Beschrei­bung ver­se­hen. Zum Jubi­lä­um in 2018 wün­sche mir die 3000er Mar­ke geknackt zu haben, “ berich­tet Peter moti­viert und ent­schlos­sen das Ziel zu erreichen.

Das ist also mein Stich­wort: Lie­be Insu­la­ner schaut im Kel­ler, bei Oma, im Schuh­kar­ton oder Album, ob ihr nicht noch Foto­gra­fien der Insel für Peter habt! Wir haben ja schließ­lich alle etwas von dem tol­len Fun­dus bei Alt-Wil­helms­burg. Selbst ein Aus­lei­hen der pri­va­ten Foto­schät­ze genügt, Peter ist schnell und ver­ar­bei­tet das Mate­ri­al inner­halb eines Tages. „Das schlimms­te was man zu mir sagen kann ist- Ohh, das habe ich alles weg­ge­wor­fen!- Mir ist jedes Mal fast zum Wei­nen, wenn mir das jemand ant­wor­tet, nach­dem er den Haus­halt von Opa und Co. auf­ge­löst hat. Ich selbst hebe nur Lieb­lings­stü­cke auf, schmei­ße jedoch nie­mals etwas weg, wenn ich es archi­viert habe. Die Geschichts­werk­statt in der Honig­fa­brik oder das Muse­um Wil­helms­burg freu­en sich immer über altes Mate­ri­al, “ erklärt mir Peter die Rei­se der Foto­gra­fien. Zu erwäh­nen ist hier noch- Peter freut sich über jedes Stück- auch Per­so­nen auf Bil­dern sind pri­ma. Selbst Mode oder Fri­su­ren aus alten Zei­ten, machen sol­che Ansich­ten doch zu einem beson­de­ren Genuss.

Tol­le Unter­stüt­zung habe er anfangs von dem ver­stor­be­nen Ewald Rüf­fer erhal­ten. Von ihm kam viel pri­va­tes Mate­ri­al, aber auch viel Her­an­ge­schaff­tes. Als Peter den Bild­band „Wil­helms­bur­ger Nach­rich­ten von 1896 für 50€ in einem schlech­ten Zustand erstei­ger­te, ver­erb­te ihm Rüf­fert ein Jahr spä­ter ein wesent­lich bes­se­res Exem­plar. Dar­aus sind vie­le Ansich­ten nun auf dem Por­tal zu bewundern.

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Was sei­ne per­sön­li­chen High­lights sind fra­ge ich Archiv Peter:“ Die Rati­fi­ka­ti­on von Wil­helms­burg aus 1673. Die Urkun­de über den Ver­kauf der Insel von den Goten an Her­zog Georg-Wil­helm. Ich wuss­te, dass die Urkun­de unter Ver­schluss im Muse­um Han­no­ver liegt und woll­te sie als 1000. Bild ein­stel­len. Nach lan­gem Hin- und Her wur­de eine Aus­nah­me gemacht und mir eine CD mit Bild für 80€ über­las­sen. Am 6. Febru­ar 2006 habe ich sie online gestellt, “ erzählt mir Peter und zeigt mir stolz sei­ne Errungenschaft.

Ganz pri­vat hat er ein Fai­ble für den Bun­ker, oder bes­ser gesagt die Bun­ker. „Es steht ja lei­der nur noch der Flak­bun­ker. Der Leit­bun­ker wur­de am 10. Okto­ber 1947 gesprengt. Das The­ma inter­es­siert mich. Ich konn­te schon vie­le Bil­der und Infor­ma­tio­nen sam­meln, suche aber stän­dig nach Neu­en. Viel­leicht liegt das dar­an ran, dass ich als Kind gern rund um den Bun­ker gespielt habe. Bei „Mei­er­dierks“ wie wir die Auf­se­he­rin in dem öffent­li­chen Haus der Jugend für ganz Klei­ne, direkt hin­term Bun­ker am heu­ti­gen Bausspiel­platz, nann­ten. Auf der ande­ren Sei­te der Neu­hö­fer­stra­ße spiel­ten wir bei „Busch“, also Herrn Busch, dem Chef des rich­ti­gen Haus der Jugend. Das gibt es ja heu­te an der Stel­le auch noch, “ erklärt mir Peter sei­ne Lei­den­schaft für die Bun­ker anhand sei­ner Kindheitserinnerungen.

Die Sei­te im Netz hat neben unwahr­schein­lich vie­len The­men­ru­bri­ken auch wert­vol­le Funk­tio­nen. „Wer­Weiß­Wo“ ist das Forum für Suchen­de oder auch Peter selbst, wenn er einem Motiv nicht die rech­te Adres­se zuord­nen kann. Die „Wil­helms­bur­ger Ver­miss­ten­stel­le“ hat schon man­che Freun­de oder Ver­wand­te wie­der zusam­men­ge­bracht. „Ich freu mich über jede Rück­mel­dung, wenn durch das Forum Men­schen wie­der zusam­men­ge­fun­den haben. Dazu gibt es Tipps & Ter­mi­ne und natür­lich auch etwas zu mir und mei­nem Weg zu Alt-Wilhelmsburg.de, “ erzählt Peter und zeigt es mir schmun­zelnd par­al­lel am Rechner.

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Foto@www.alt-wilhelmsburg.de – Der alte Bahn­hof von 1906 war das 1. Bild, wel­ches am 31.08.1998 ver­öf­fent­licht wurde.

 

Ich ver­ab­schie­de mich bei Peter Pforr und freue mich, dass er sozu­sa­gen ehren­amt­lich den Job des Foto-Archi­vars der Elb­in­sel über­nom­men hat. Bis bald Peter- und ver­spro­chen, ich schmei­ße nie wie­der ein Foto weg!

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Kon­takt & Info:

Peter Pforr
Tel.: 040–7890983 ab 18:00 Uhr
Mail: wilhelmsburg@gmx.de
Web: www.alt-wilhelmsburg.de