„Papa… Wie sah es eigentlich früher in Wilhelmsburg aus?“, fragte 1998 Jennifer ihren Vater Peter Pforr.
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Und nun sitzen Peter und ich an seinem Schreibtisch vor seiner Internetseite www.alt-wilhelmsburg.de und ich freue mich, dass er mir und dem ganzen world wide web damit diese Frage beantwortet. Doch, wie fing es eigentlich an? Wie kommt man an diese ganzen alten Foto- und Postkartenschätze? Erzähl doch mal Peter!
„Ich lebe schon seit kurz nach meiner Geburt auf der Insel. Als ich meiner Tochter vor knapp 20 Jahren diese Fragen nur unzureichend beantworten konnte, weil unsere Familie kaum Bilder hatte und im Netz auch nur wenige zu finden waren, wurde aus meinem eigenem Interesse eine echte Aufgabe und sogar Leidenschaft. Die Familienbilder waren sozusagen das Startkapital. Das erste Bild welches online ging war jedoch die Postkarte von 1906 die den alten Bahnhof von der Thielenstraße her zeigt.“ Aber woher kommen diese Raritäten fragte ich mich und dann Peter. „Die Bahnhofspostkarte ist mein erstes, ersteigertes Stück bei ebay. Damals für 6DM, das ist aus heutiger Sicht ein Schnäppchen, mittlerweile kann man locker dreistellige Summen zahlen. Nun sitze ich täglich vorm Rechner und schaue nach tollen Fotografien, Postkarten oder Bildbänden. 1 – 2 Mal im Monat bin ich auch auf Flohmärkten unterwegs. Leider hängt der Nachschub. Mein Archiv umfasst mittlerweile 2028 Bilder, alle von Hand gescannt, katalogisiert und mit Beschreibung versehen. Zum Jubiläum in 2018 wünsche mir die 3000er Marke geknackt zu haben, “ berichtet Peter motiviert und entschlossen das Ziel zu erreichen.
Das ist also mein Stichwort: Liebe Insulaner schaut im Keller, bei Oma, im Schuhkarton oder Album, ob ihr nicht noch Fotografien der Insel für Peter habt! Wir haben ja schließlich alle etwas von dem tollen Fundus bei Alt-Wilhelmsburg. Selbst ein Ausleihen der privaten Fotoschätze genügt, Peter ist schnell und verarbeitet das Material innerhalb eines Tages. „Das schlimmste was man zu mir sagen kann ist- Ohh, das habe ich alles weggeworfen!- Mir ist jedes Mal fast zum Weinen, wenn mir das jemand antwortet, nachdem er den Haushalt von Opa und Co. aufgelöst hat. Ich selbst hebe nur Lieblingsstücke auf, schmeiße jedoch niemals etwas weg, wenn ich es archiviert habe. Die Geschichtswerkstatt in der Honigfabrik oder das Museum Wilhelmsburg freuen sich immer über altes Material, “ erklärt mir Peter die Reise der Fotografien. Zu erwähnen ist hier noch- Peter freut sich über jedes Stück- auch Personen auf Bildern sind prima. Selbst Mode oder Frisuren aus alten Zeiten, machen solche Ansichten doch zu einem besonderen Genuss.
Tolle Unterstützung habe er anfangs von dem verstorbenen Ewald Rüffer erhalten. Von ihm kam viel privates Material, aber auch viel Herangeschafftes. Als Peter den Bildband „Wilhelmsburger Nachrichten von 1896 für 50€ in einem schlechten Zustand ersteigerte, vererbte ihm Rüffert ein Jahr später ein wesentlich besseres Exemplar. Daraus sind viele Ansichten nun auf dem Portal zu bewundern.
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Was seine persönlichen Highlights sind frage ich Archiv Peter:“ Die Ratifikation von Wilhelmsburg aus 1673. Die Urkunde über den Verkauf der Insel von den Goten an Herzog Georg-Wilhelm. Ich wusste, dass die Urkunde unter Verschluss im Museum Hannover liegt und wollte sie als 1000. Bild einstellen. Nach langem Hin- und Her wurde eine Ausnahme gemacht und mir eine CD mit Bild für 80€ überlassen. Am 6. Februar 2006 habe ich sie online gestellt, “ erzählt mir Peter und zeigt mir stolz seine Errungenschaft.
Ganz privat hat er ein Faible für den Bunker, oder besser gesagt die Bunker. „Es steht ja leider nur noch der Flakbunker. Der Leitbunker wurde am 10. Oktober 1947 gesprengt. Das Thema interessiert mich. Ich konnte schon viele Bilder und Informationen sammeln, suche aber ständig nach Neuen. Vielleicht liegt das daran ran, dass ich als Kind gern rund um den Bunker gespielt habe. Bei „Meierdierks“ wie wir die Aufseherin in dem öffentlichen Haus der Jugend für ganz Kleine, direkt hinterm Bunker am heutigen Bausspielplatz, nannten. Auf der anderen Seite der Neuhöferstraße spielten wir bei „Busch“, also Herrn Busch, dem Chef des richtigen Haus der Jugend. Das gibt es ja heute an der Stelle auch noch, “ erklärt mir Peter seine Leidenschaft für die Bunker anhand seiner Kindheitserinnerungen.
Die Seite im Netz hat neben unwahrscheinlich vielen Themenrubriken auch wertvolle Funktionen. „WerWeißWo“ ist das Forum für Suchende oder auch Peter selbst, wenn er einem Motiv nicht die rechte Adresse zuordnen kann. Die „Wilhelmsburger Vermisstenstelle“ hat schon manche Freunde oder Verwandte wieder zusammengebracht. „Ich freu mich über jede Rückmeldung, wenn durch das Forum Menschen wieder zusammengefunden haben. Dazu gibt es Tipps & Termine und natürlich auch etwas zu mir und meinem Weg zu Alt-Wilhelmsburg.de, “ erzählt Peter und zeigt es mir schmunzelnd parallel am Rechner.
Ich verabschiede mich bei Peter Pforr und freue mich, dass er sozusagen ehrenamtlich den Job des Foto-Archivars der Elbinsel übernommen hat. Bis bald Peter- und versprochen, ich schmeiße nie wieder ein Foto weg!
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Kontakt & Info:
Peter Pforr
Tel.: 040–7890983 ab 18:00 Uhr
Mail: wilhelmsburg@gmx.de
Web: www.alt-wilhelmsburg.de