„Rialto, Rialto“ Teil 3: Was war, was ist, was kommt – acht Positionen zum Bedeutungswandel eines Ortes
„Woran erinnern wir uns, und was bleibt, wenn das Bild verschwindet“, fragte sich der Künstler Leonid Kharlamov, der vom 19.Juli bis zum 08. August die Wand vor dem ehemaligen Kino im Vogelhüttendeich 30 bespielen wird.
Er stellt sich und seinem Publikum damit Fragen nach der Erinnerung und wie sie funktioniert. Sind Erinnerungen Bilder, die in unserem Inneren gespeichert sind? Was für eine Beziehung haben sie zu Worten, mit denen wir sie beschreiben und wieder lebendig werden lassen können? Aber auch der umgekehrten Frage, wie unser Inneres auf beschriebene Bilder reagiert, spielt in der Arbeit des Künstlers eine Rolle. Was stellen wir uns vor, wenn wie etwas lesen oder hören? Was spielt sich in uns ab? Lösen Worte und Beschreibungen nicht eine Art „Kino im Kopf“ aus, in der wir Bilder und Vorstellungen zu Gehörtem oder Gelesenem produzieren?
Leonid Kharlamov studiert an der Hochschule für Bildende Künste und organisiert neben eigener künstlerischer Arbeit das Ausstellungsformat „Quarantäne“ im Veddeler Kulturdeich.
Er ist der dritte Künstler im „Rialto, Rialto“ Projekt, der sich ausgehend von dem Ort und seiner Geschichte mit dem Thema Veränderung beschäftigt. „Was bleibt, wen das Bild verschwindet und wie beschreibt man etwas, was nicht (mehr) zu sehen ist“ beschreibt auch den Veränderungsprozeß, den Erinnerung letztendlich durchläuft.
Für die Passanten wird an der Wand ab dem 19 Juli eine Soundinstallation zu hören sein, die aus sogenannten „Audiodiskriptionen“ stammt: Audiodiskriptionen sind Ergänzungen zu (sichbaren) Filmen, in denen die Handlung zusätzlich für Blinde beschrieben werden. Sie machen aus einem sichtbaren Film einen Film, den auch Blinde „sehen“ können. Wir können uns aus dem Beschriebenen „ein Bild machen“ – aber entspricht es dem, was wirklich zu sehen ist, oder werden wir – um auf das Thema Erinnerung zurückzukommen – in unseren Erinnerungen blind, weil sie verblassen oder sich umformen?
Zum Eröffnungsabend am Freitag, den 18.07. ab 19.00 , spielt seine Band „Jessica ich beobachte dich“ experimentelle Musik, die – laut Angaben des Künstlers „brutal und durchgeknallt“ ist, – und ebenfalls konsequent unsichtbar agiert: die Band wird hinter der Wand auftreten und nur fürs Publikum zu hören sein.
Was war, was ist, was kommt – acht Positionen zum Bedeutungswandel eines Ortes
“I get a message” – Leonid Kharlamov
Eröffnung am Freitag, 18.07. um 19.00
Die Soundinstallation läuft vom 19. 07. – 08. 08. 2014
Zur Eröffnung spielt die Band „Jessica, ich beobachte Dich“ mit Tinitin Patrone, Michael Steinhauser und Leonid Kharlamov, es spricht Manfred Kroboth, BBK Hamburg
Fassade am Vogelhüttendeich 30, Hamburg-Wilhelmsburg
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen des Projektes „Rialto, Rialto“ – acht KünstlerInnen arbeiten zum Bedeutungswandel eines Ortes / im monatlichen Wechsel bis Dezember 2014: Kroko, Andreas Schwarz, Leonid Kharlamov, Stilla Seis, Hanna Lena Hase, Mario Cornejo, Elisabeth Richnow (Initiatorin)
Mehr Infos unter www.rialto-rialto.de und httpss://www.facebook.com/rialto.rialto.hamburg
Quelle: Elisabeth Richnow