Futtern bei Muttern

Futtern wie bei Muttern. Der Teller ist leer. Wilhelmsburger Grill-Shop ist zu.
Futtern wie bei Muttern. Der Teller ist leer. Wilhelmsburger Grill-Shop ist zu.

Wil­helms­burg. Der Tel­ler ist leer. Der Wil­helms­bur­ger Grill-Imbiss ist Geschich­te. Aber den­noch hat er eine. Der klei­ne Laden in der Fähr­stra­ße 63 muss­te schlie­ßen. Ein Grill, in dem der äuße­re Anschein täusch­te, der Gerich­te mit hoher Qua­li­tät anbot. Zu zivi­len Prei­sen. Hand­ge­macht. Es gab kei­nen Laden in dem der Kar­tof­fel­sa­lat (mit oder ohne Majo) so lecker war, wie hier. Wo die Cur­ry­wurst nicht schwer im Magen lag, son­dern ein wohl­ge­fühlt hin­ter­ließ. In dem die Soßen über den Schnit­zeln selbst­ge­mach­te waren. Ob mit Cham­pi­gnons oder Papri­ka eine Leckerei.

Wen man den Grill betrat, ertön­te als ers­tes ein lau­tes lan­ge­zo­ge­nes „Moooi­in“ von hin­ter dem Tre­sen. Gefolgt von einem „was kann ich denn gutes für dich tun“. Wenn man sich dar­auf ein­lies, ent­stan­den die kurio­ses­ten Kon­ver­sa­tio­nen, die nicht sel­ten in ein gemein­sa­mes Gela­che ende­ten. Oft stimm­ten die Stamm­gäs­te – zu denen ich mich dann auch irgend­wann zähl­te – laut­hals mit ein.

Die Spei­se­kar­te. Schwarz auf Schrill im Wil­helms­bur­ger Grill. Foto: Unbe­kannt, Internet

Die Men­schen, die den Grill und ihre Besit­ze­rin nicht kann­ten oder noch nie den Grill von innen gese­hen und erlebt hat­ten, mögen ihre Wit­ze geris­sen haben. Köp­fe geschüt­telt haben über die Leu­te, die dort essen gin­gen. Die armen Unwis­sen­den (smi­ley). Sie haben etwas verpasst.

Sicher, die Erschei­nung von Außen, und die Ein­rich­tung im inne­ren könn­ten einen abschre­cken. Wer dar­über hin­weg sah, wur­de mit Atmo­sphä­re und Qua­li­tät, mit Herz­lich­keit und Lächeln belohnt. Ich war irgend­wann so froh über die­sen Stil, der eben nicht aus­sah, wie vie­le ande­re Läden in Wil­helms­burg und sonst­wo. Durch­ge­stylt und aus­tausch­bar. In dem man locker mit allen ins Gespräch kam. Und eigent­lich immer mit einem Lächeln und sat­tem Bauch zurück auf die Stra­ße trat.

Bir­git führ­te den Wil­helms­bur­ger Grill-Shop. In der wie­viel­ten Genera­ti­on? Der Drit­ten? Ich weiß es lei­der nicht mehr. Sie hör­te aus gesund­heit­li­chen Grün­den auf. Ver­such­te den Grill zu ver­kau­fen. Dann kam noch die­ser däm­li­che Virus und die Auf­la­gen dazu.

Alles lie­be und gute Bes­se­rung – Posts auf Facebook

Im Fens­ter hängt ein Schild; „Lie­be Kun­den, Freun­de und Bekann­te. Ich muß Euch lei­der mit­tei­len, das ich den Imbiß aus gesund­heit­li­chen Grün­den abge­be! Ich möch­te mich bei Euch herz­lich für Eure Treue und euer Ver­trau­en in den vie­len ver­gan­ge­nen Jah­ren bedan­ken und wün­sche Euch und Euren Fami­li­en alles erdenk­lich Gute, vor allem Gesund­heit! Eins ist gewiss: Ich wer­de euch alle vermissen!“

Auch ich, wie so vie­le Ande­re, ver­mis­sen dich und dei­ne Art. Du bleibst in guter Erin­ne­rung. Übri­gens; ich habe bei dir noch einen Zet­tel: Vier Euro zehn, für Cur­ry­wurst und eine hal­be Por­ti­on Kar­tof­fel­sa­lat offen. Ich wün­sche dir alles Gute und Lie­be und hof­fe wir lau­fen uns wie­der über den Weg.