Mien Gott, he kann keen Plattdütsch mehr

Der Plattdeutsche Stammtisch in der Windmühle

Platt is nich uncool, meint Ina Müller und das zu Recht. Das sieht inzwi­schen auch die Ham­bur­ger Schul­be­hör­de so. In Cranz, Neu­en­fel­de und Fin­ken­wer­der wird schon seit eini­ger Zeit Nie­der­deutsch unter­rich­tet. Nun sol­len im nächs­ten Schul­jahr wei­te­re Grund­schu­len hin­zu­kom­men, um unser sprach­li­ches Erbe zu bewah­ren. Hen­ry und Mar­ta See­land wuss­ten das schon lan­ge. Vor fast zwan­zig Jah­ren grün­de­ten sie den Platt­deut­schen Stamm­tisch in der Müh­le Johanna.

Und der erfreu­te sich gleich gro­ßer Beliebt­heit. Es wur­de Platt gelernt, ges­nackt und selbst ver­fass­te Tex­te wur­den zum Bes­ten gege­ben. Auch heu­te noch
ist die Begeis­te­rung groß. An jedem 1. Mitt­woch im Monat um 19.00 Uhr tref­fen sich so um die vier­zig Platt­deutsch-Fans in der Mühle, im Juli und August im Café Eleo­no­re des Muse­ums. Es gibt Bier, Kaf­fee, Stul­len und jede Men­ge guter Laune.

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Inzwi­schen hat Fred Eich­ling die Lei­tung des Krei­ses übernommen und mode­riert locker den Abend: „Die Musi­ker kön­nen lei­der nicht kom­men, da die Male­sche mit ihrer Gesund­heit haben, also fällt das Sin­gen aus. Dafür dürfen die Frau­ens­lüd mit Vor­le­sen anfan­gen.“ Lisa ist mutig und trägt eine Geschich­te aus dem Fin­ken­wer­ders Maga­zin De Kös­sen­bit­ter vor. Lus­tig ist sie, die Geschich­te um die Wel­len­sit­ti­che Butt­je eins bis drei. Fred lobt ihren Mut, denn schließ­lich spre­chen alle Teil­neh­mer fast nur an die­sen Aben­den Platt, zwar wird vor­her noch mal zu Hau­se geübt, aber  dann in der Run­de und auf Platt, das ist aller Ehren wert. Wei­te­re Lese­rin­nen schlie­ßen sich an.

Beson­ders lus­tig ist „Keen Tied, keen Tied“, vor­ge­le­sen von der Deern aus Och­sen­wer­der. Und in den Refrain fal­len alle ger­ne mit ein, denn das kennt ja jeder aus eige­ner Erfah­rung: keen Tied, keen Tied. Und dann sind die Mannslüüd an der Rei­he. Auch die haben Lus­ti­ges, aber auch Nach­denk­li­ches dor­bi (dabei). Her­mann, der heim­li­che Star der Run­de, liest einen selbst ver­fass­ten Text über De Nach­kriegs­tied vor. Der geht unter die Haut. Aber Fred Eich­ling fin­det auch hier wie­der die rich­ti­gen Wor­te: „Hier lesen wir alles, Lus­ti­ges, Nach­denk­li­ches, Trau­ri­ges. Das geht gut, weil Platt so ne lich­te Sproch is.“ Nach der Pau­se gab es noch reich­lich Gesprä­che und Diskussionen.

Und einen Dank an die Grün­der der mun­te­ren Run­de: „Mar­ta und Hen­ry haben wir in unse­ren Her­zen, auch wenn sie nicht mehr dabei sein kön­nen, die haben sich ja ban­nig enga­giert.“ Und alle die nun auch den­ken, dass Platt nich uncool is, kön­nen an jedem 1. Mitt­woch im Monat mitsnacken.

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Und als Dan­ke­schön an alle vom Stamm­tisch ein Witz:
Moderspraak
„Vad­der, war­um het dat Moderspraak?“
„Dat kann ik di licht ver­kla­ren, mien Jung, weil de
Vad­der in’n Huus nix to seg­gen het.“