Jojo’s erstes Mal: Dieses Mal in der Weihnachtsbäckerei

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In der Rubrik "Jojo's erstes Mal" geht es heute in die Weihnachtsbäckerei.

Wil­helms­burg. Wenn aus der Blue­tooth Box Rolf Zuc­k­ow­ski dröhnt, ist ent­we­der Kin­der­ge­burts­tag oder Weih­nach­ten. Der Lüt­te ist für die­se Art von Geburts­tag zum Glück nicht mehr lütt genug – also – wie pas­send für den Novem­ber: Weih­nach­ten. Wäh­rend Rolfs Freun­de also irgend­ein Rezept ver­ste­cken, habe ich eines gefun­den. Goog­le ist schon ‚ne tol­le Sache. Und für alle, die jetzt sagen: Moment mal, die Rei­he heißt doch „Jojo’s ers­tes Mal“: Ja, ich backe tat­säch­lich das aller­ers­te Mal selbst und ganz allein.


Eines vor­ab: Mei­ne Frau hat mir zwar erlaubt, die Küche zu benut­zen, alles Wei­te­re ent­stand dann aller­dings in kom­plet­ter Eigen­re­gie. Selbst unser Foto­graf Den­nis durf­te nicht hel­fen – hät­te wahr­schein­lich auch nix gebracht. Los geht’s also. Die Zuta­ten habe ich vor­her besorgt. Ein­kau­fen kann ich.
Ich habe mich für Vanil­le-Kek­se ent­schie­den. Klingt lecker und nicht all­zu schwie­rig. Also schnell die Zuta­ten zusam­men­ge­sam­melt und eine Schüs­sel suchen. Eine Fra­ge an die Her­ren: „Wisst ihr, wo die­se gan­zen tol­len Din­ge sind, die ihr täg­lich „benutzt“? Zur Info: Unse­re Schüs­seln befin­den sich im drit­ten Schrank, zwei­te Ebe­ne, rela­tiv weit hin­ten… aber wer weiß das schon? Nach­dem ich also die Küche auf­ge­räumt habe, begin­ne ich mit den Vorbereitungen.

Die Zuta­ten – mehr braucht es gar nicht. 

„Ein Rezept, wenn ihre Kin­der backen wol­len“ steht auf dem Zet­tel vor mir und ich neh­me die Her­aus­for­de­rung an. 125 Gramm But­ter. Kein Pro­blem, die But­ter ein­fach in der Mit­te durch­schnei­den und fer­tig. Vor­her natür­lich noch die Waa­ge aus dem Schrank geholt, soll ja alles sei­ne Rich­tig­keit haben. An die­ser Stel­le decke ich einen gro­ßen Lebens­mit­tel­be­trug auf. Wenn man eine But­ter in zwei Hälf­ten teilt, sind das kei­ne 125 Gramm – es geht also ans Finetu­ning. Ich bin mir sicher, dass kein Kon­di­tor, Bäcker oder Haus­frau das „Pi mal Dau­men“ macht. Dass Ei schlag ich ele­gant auf ohne das auch nur ein Krü­mel­chen Scha­le in die Schüs­sel fällt. Dann das Mehl, natür­lich auch vor­her auf das Mil­li­gramm abge­wo­gen, jede Men­ge Zucker, eine Pri­se Salz und Vanil­le­zu­cker dazu und fer­tig ist der Teig. Jetzt noch umrüh­ren und kneten.

Da ich ein tech­nik­lie­ben­der Bäcker bin, nut­ze ich dafür unse­ren Mixer. Wo der steht? Ich räu­me erneut die Küche auf. Fer­tig zusam­men­ge­baut sieht das alles schon ziem­lich pro­fi­mä­ßig aus. Ich set­ze die­se Rühr­din­ger also auf die But­ter in der Schüs­sel und schal­te das Gerät ein. Klingt jetzt insze­niert – aber ich schwö­re, dass die­se Mehl­wol­ke tat­säch­lich die letz­te Ecke unse­rer Küche erreicht hat. Plan­än­de­rung, und schon beginnt das Impro­vi­sie­ren. Nach­dem nun jede Men­ge Mehl, Vanil­le­zu­cker und Co aus der Schüs­sel in der Küche ver­teilt sind, schüt­te ich „Pi mal Dau­men“ die ver­lo­re­nen Zuta­ten wie­der hin­zu. Sieht gut aus, den­ke ich, wäh­rend ich zum zwei­ten Rühr- und Knet­ver­such mit den Hän­den anset­ze. Die­ses Mal unfall­frei. Jetzt habe ich eine Stun­de Zeit die Küche zum drit­ten Mal auf­zu­räu­men. Solan­ge muss der Teig näm­lich in den Kühlschrank.

Mit dem Nudel­holz geht es an das Aus­rol­len des Teigs. 

Mit dem Nudel­holz rol­le ich den Teig aus. War­um ich mit einem Nudel­holz Plätz­chen mache, bleibt für mich wohl für immer ein Rät­sel. Fer­tig. Jetzt kommt das, was nach Spaß aus­sieht. Die klei­nen Förm­chen. Immer so, dass man viel aus dem Teig her­aus­be­kommt. Und ich mer­ke erst jetzt, wie viel Teig das über­haupt ist. Nach fünf Durch­gän­gen fehlt mir die Geduld und ich glau­be, jetzt den Grund für Strei­tig­kei­ten in der Küche in der Vor­weih­nachts­zeit zu ken­nen. Das Naschen des rest­li­chen Teigs ent­schä­digt dann aber.

Jetzt ab in den Back­ofen, zehn Minu­ten auf 200 Grad und die Weih­nachts­bä­cke­rei hat Fei­er­abend. Ich schaue den Kek­sen beim Backen zu und über­le­ge, dass da optisch defi­ni­tiv noch etwas fehlt. Also neh­me ich den Pul­ver­zu­cker aus dem Schrank, mische ein wenig Was­ser hin­zu, und fer­tig ist mei­ne Gla­sur. Zum Glück habe ich bei Ede­ka Zieg­ler noch Streu­sel ein­ge­packt. Ich hole die fer­ti­gen Kek­se aus dem Back­ofen, tün­che die kleb­ri­ge Mas­se auf sel­bi­ge und streue die Streu­sel – daher also das Wort – auf die Kek­se. Fer­tig. Wenig spä­ter kom­men Frau und Kind wie­der nach Hau­se. Die Küche sieht aus wie Schlacht­feld. Aber ich len­ke die bei­den ab: Ich habe ja schließ­lich fri­sche, unfass­bar lecke­re Kek­se… Gegen 23 Uhr – knapp acht Stun­den nach mei­ner Weih­nachts­bä­cke­rei – ver­las­se ich schließ­lich die Küche, die jetzt halb­wegs wie­der so aus­sieht wie vor mei­nem Expe­ri­ment. Die Schüs­seln ste­hen jetzt aller­dings woanders…