ProBIER doch selbst – eine Selbsterfahrung

Die Gär- und Lagertanks in der großen Halle von Wildwuchs Brauwerk.
Die Gär- und Lagertanks in der großen Halle von Wildwuchs Brauwerk.

Wil­helms­burg. Ich habe öfter gehört: Bier ist ein Grund­nah­rungs­mit­tel. So wür­den es mit Sicher­heit die Bay­ern bezeich­nen. Nun ja, wir sind im Nor­den. Genau­er gesagt: in Hamburg.

Da ich des Öfte­ren unter Ham­burgs Nacht­him­mel unter­wegs (und durs­tig) bin, weiß ich, auch hier gibt es lecker Bier. Am liebs­ten frisch gebraut und gezapft. Oder eben in Fla­schen, für jeden was dabei. Nicht alles schmeckt trink­bar. Ich habe auch schon eini­ge Bie­re ste­hen las­sen müs­sen. Ist ja nun nicht immer alles lecker, was einem vor­ge­setzt wird. Aber pro­bie­ren soll­te man schon. „Wat de Buer nich kennt, dat trink he nich …“ (oder so ähn­lich). Im Gro­ßen und Gan­zen kann man das meis­te aber trin­ken, wenn man Durst hat. Doch immer öfter ist da „Hop­fen und Malz ver­lo­ren“, zu vie­le Zusatz­stof­fe drin. Bis hin zum Mikro­plas­tik (PVPP), damit das Gebräu auch ja schön lan­ge klar bleibt.

Diplom- Brau­meis­ter & Bier­som­me­lier Fried­rich Carl Richard Mat­t­hies, genannt „Fie­te“, der geschäfts­füh­ren­de Gesell­schaf­ter, stammt ursprüng­lich aus Ham­burg- Finkenwerder.

Nun denn… Dann kom­men wir mal zu den Bie­ren in bes­ter Qua­li­tät, wie sie von vie­len klei­nen Braue­rei­en her­ge­stellt und aus­ge­schenkt wer­den. Einen Schritt wei­ter sind wir schon bei Bie­ren in Bio-Qua­li­tät. Natür­lich gibt es die auch. Sogar direkt in Reich­wei­te. Direkt in unse­rer Han­se­stadt. Direkt aus Wil­helms­burg. Hier steht näm­lich die ers­te, … die größ­te, … und nicht zuletzt (jaaa), die ein­zi­ge Bio­braue­rei in Ham­burg. Das WILDWUCHS BRAUWERK, gleich um die Ecke.
Und dazu… , spä­ter mehr.

Ich habe einen frei­en Abend, bin neu­gie­rig und durs­tig. Da den­ke ich mir, ich schau da mal vor­bei. Und das mach ich dann auch. Am bes­ten, indem ich an einer Braue­rei­füh­rung teil­neh­me. Inklu­si­ve der Ver­kos­tung von eini­gen Bier­sor­ten (leich­te Vor­freu­de kommt auf).

Tobi­as, der WILD­WUCHS-Bier­bot­schaf­ter, emp­fängt uns in der gro­ßen Hal­le. Hier ste­chen sofort die gro­ßen, bunt illu­mi­nier­ten Gär- und Lager­tanks ins Auge. Die Atmo­sphä­re ist schon cool. Eini­ge Palet­ten­mö­bel ste­hen hier zum Absa­cken bereit. Zu der Braue­rei­füh­rung hat sich heu­te ein gutes Dut­zend Bier­in­ter­es­sier­te ein­ge­fun­den. Eine Grup­pe, die in Coro­na­zei­ten natür­lich mit Mas­ke durch die Anla­ge zie­hen wird. Leu­te, die ein­mal einen Blick hin­ter die Kulis­sen der Bio­braue­rei wer­fen möch­ten. Wir ste­hen bereit. Mit dem ers­ten Bier in der Hand.

Tobi­as Lüb­ben, gibt das Wis­sen als Bier­bot­schaf­ter mit Inbrunst weiter.

Tobi­as füt­tert uns wäh­rend­des­sen auf locke­re und char­man­te Art mit Infor­ma­tio­nen. Als er hier anfing, ging es zuerst hin­ter dem Tre­sen los. Inner­halb von weni­gen Mona­ten ist er dann, peu à peu, in den Ver­trieb gewech­selt. Nun küm­mert er sich um die Füh­run­gen und die Beer Tas­tings, die Ver­kos­tun­gen. Die Sto­ry um das BRAUWERK erzählt er mit amü­san­ten und nicht so bier­erns­ten Geschich­ten und Anek­do­ten rund um die The­men Braue­rei und Bier.

Ange­fan­gen hat­te alles mit der Grün­dung vom WILDWUCHS BRAUWERK im Jah­re 2014, elbauf­wärts in Ble­cke­de, Land­kreis Lüne­burg. Dort wur­de vom Diplom-Brau­meis­ter Fried­rich „Fie­te“ Mat­t­hies, der in Fin­ken­wer­der auf­ge­wach­sen ist, das ers­te WILD­WUCHS-Bier gebraut. 2018 ist dann alles zusam­men in den Hei­mat­ha­fen nach Wil­helms­burg zurück­ge­zo­gen. Und seit 2017 ist das BRAUWERK auch nach euro­päi­schen Richt­li­ni­en bio-zer­ti­fi­ziert. Also sämt­li­che Zuta­ten öko­lo­gisch und aus der Regi­on. Inklu­si­ve eige­nem Hopfenanbau.

Es wird eine wirk­lich inter­es­san­te Run­de durch die Braue­rei. Wir erfah­ren eini­ges über die Pro­zes­se, die benö­tigt wer­den, um den lecke­ren Stoff zu pro­du­zie­ren. Wir bekom­men ver­schie­de­ne Malz-Kör­ner (die See­le des Bie­res), um dar­auf her­um­zu­kau­en. Mein Blick in die Gesich­ter der ande­ren sagt mir: „Yupp, kann man essen“ bis „Äh … doch lie­ber nicht.“ Das Malz wird grob geschro­tet. Wäre es zu fein (wie Mehl), hät­te man eher einen Smoot­hie. Und… man will Bier ja nicht kau­en (obwohl, Brot mit 5,9 % wäre doch auch mal ´ne Idee). Die­se und wei­te­re Weis­hei­ten bekom­men wir im Lau­fe des Abends zu kosten.

Die Kara­wa­ne zieht wei­ter. Die ers­ten Bie­re sind geleert. Alle hän­gen Tobi­as an den Lip­pen, als er von Enzy­men und Fil­tra­ti­on erzählt. Von Maische­pfanne und Läu­ter­bot­tich, von Warm­be­reich und Kalt­be­reich. Ich muss zuge­ben, da bin ich raus,… also thematisch.

Mar­tin Wil­lie und Mal­te sind garan­tiert nicht das letz­te Mal auf Knei­pen­tour im Wild­wuchs. Prost!

Wir pro­bie­ren das Bier aus den Gär- und Lager­tanks. Noch ohne Alko­hol. Ein­ge­schenkt durch einen Zwi­ckel­hahn. Legen­den besa­gen (na klar), nur der Brau­meis­ter habe dazu den Schlüs­sel. Denn das (Jung-) Bier ist noch nicht versteuert.

In den alten Holz­fäs­sern im Regal lagern die Son­der­edi­tio­nen. In denen befan­den sich vor­her Zwetsch­gen­brand, Whis­key, Rum und ande­re Lecke­rei­en. Das Bier lagert dar­in 1 Jahr und nimmt das Fas­s­aro­ma mit. Das sind dann natür­lich eher Genie­ßer­bie­re für den Kamin­abend, nicht unbe­dingt zur Druck­be­tan­kung beim Fußballspiel.

Nächs­ter Halt. Der gesam­te Trupp sam­melt sich vor der auto­ma­ti­schen Abfüll­an­la­ge. Die steht dort seit März. Tobi­as erzählt schmun­zelnd, wie auf­wen­dig es davor war, die Bie­re zu befül­len. Alles per Hand. Kurz gesagt; Fla­sche rein – befül­len – Fla­sche raus. Kor­ken drauf – in die Kis­te. Raus aus der Kis­te – Eti­kett drauf – rein in die Kis­te. Puh! Hört sich nach Arbeit an. Und die Fla­schen, die nicht ganz voll wur­den,… tja,… die muss­ten dann auch noch aus­ge­trun­ken werden.

Apro­pos aus­trin­ken. Wei­ter geht es mit posi­tiv erwei­ter­tem Wis­sen in den Schank­raum. Wir wer­den uns dort als frei­wil­li­ge Pro­ban­den durch meh­re­re WILD­WUCHS-Sor­ten süf­feln. Der Schank­raum ist wirk­lich urge­müt­lich ein­ge­rich­tet. Holz. Licht. Deko. Passt.

Alles sitzt, Tobi­as steht. Auf der Ver­kos­tungs­kar­te für heu­te ste­hen unter­schied­lichs­te Bier­sti­le. Nicht nur ich freue mich über neue Geschich­ten und Bie­re mit Namen wie „Kein Wei­zen“ (dazu kommt noch was), „Wach­mo­ker Kaf­fee-Ale“ (2,3 % Kof­fe­in), „Sut­sche“ (Oran­ge-Kori­an­der), „Mucki Hop“ (riecht und schmeckt nach Ana­nas) und „Bar­ley Wine“ (8,3 %, Jummy).

Nun zu „Kein Wei­zen“. Eigent­lich soll­te es ein Lager mit 100 % Gers­ten­malz wer­den. Im Eifer des Gefechts wur­de aber ver­se­hent­lich aus dem fal­schen Tank Wei­zen­he­fe gezo­gen. Tja,… da waren sie, 500 Liter Bier. Riecht wie Wei­zen. Schmeckt wie Wei­zen. Ist es aber nicht. Da es nun aber sehr lecker war (kann ich bestä­ti­gen), kam eine neue Sor­te in das Sor­ti­ment. Nach dem Rein­heits­ge­bot müs­sen näm­lich min­des­tens 50 Pro­zent Wei­zen­malz drin sein. Also eben „Kein Weizen“.

Die Stim­mung in der Stu­be wird lang­sam aus­ge­las­se­ner. Es wird viel gelacht. Tobi­as redet. Und das kann er rich­tig gut. Ein paar Weis­hei­ten wan­dern über die Tische. „Das Bier, wenn mög­lich, nicht aus der Fla­sche trin­ken. Die Nase trinkt näm­lich mit, wenn das Aro­ma aus dem Gla­se kommt.“ „Bier immer kühl und dun­kel lagern.“ „Brau­ne Fla­schen fil­tern das UV-Licht her­aus. Somit kann das Bier nicht so schnell umkip­pen.“
„Habt ihr ein beson­de­res Bier – Wir haben NUR beson­de­re Bie­re.“ Und das haben dann auch alle Anwe­sen­den nur bestä­ti­gen kön­nen. Hach ja. Ein wun­der­ba­res feucht­fröh­li­ches Ende.

Auf mei­nem Weg nach drau­ßen (noch immer auf­recht) tref­fe ich noch auf Mar­tin, Wil­lie und Mal­te. Die drei waren auf Knei­pen­tour (ein Geschenk an Wil­lie) und hat­ten sich dafür die­ses Jahr Wil­helms­burg aus­ge­sucht. Sie fan­den das WILDWUCHS BRAUWERK einen tol­len Anlauf­punkt und herr­li­chen Treff­punkt für den Stadt­teil. Emp­feh­lung der Jungs: Best Beer, „Fast­mo­ker“. Die drei wer­den wie­der kom­men. Und ich auch.

Gute Nacht zusammen…

Das WILDWUCHS BRAUWERK fin­det ihr in der
Jaf­fe­st­ra­ße 8.
Ver­an­stal­tun­gen und wei­te­re Infos gibt es unter:
www.wildwuchs-brauwerk.de
Klaus@WIP