Wilhelmsburg. Heute zeigt Jojo, dass das Thema Sicherheit genau sein Ding ist. Seite an Seite mit dem Security Team des Luna Centers, sorgt er für Ordnung, Recht und ein sicheres Einkaufserlebnis.
Dieses Mal beginnt „Jojos erstes Mal“ bereits vor dem heimischen Kleiderschrank. „Zieh‘ mal bitte ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose an“, hatte Angela zu mir am Telefon gesagt. Klar, kein Problem, habe ich geantwortet, und jetzt steh ich etwas verzweifelt vor meinem großen Schrank. Das Hemd sitzt wie angegossen – nur die schwarze Anzugshose will einfach nicht zugehen. Corona ist halt wirklich ein Schweinehund. Mit schwarzem Hemd und der immer gut sitzenden Levis Jeans geht es also zum „Einsatzort“.
Dieser heißt heute Luna Center und Centerchefin Karin Jannsen erwartet mich bereits in ihrem Büro. „Schwarze Hose“, fragt sie mich, und ich antworte lediglich mit dem Fantasiewort „Corona-Schwämme“. Sie lacht und stellt mir im gleichen Augenblick meine beiden Kollegen für den heutigen Tag vor. Rafael Nowinski ist schätzungsweise Mitte dreißig und sieht auf dem ersten Blick nicht wie ein fieser Security Typ aus, der mich nicht ins Berghain reinlassen würde. Aber stille Wasser sind ja bekanntlich tief. Rafael sorgt seit mittlerweile drei Jahren im Center für Sicherheit und hat dabei schon allerhand mitgemacht. Doch dazu später mehr. Neben ihm steht mein anderer Kollege für heute. Und genauso stelle ich mir einen Sicherheitsmann vor. Holger Pirschmann. Ex-Polizist, groß gewachsen und stattlich gebaut. Da möchte ich jetzt kein Ladendieb sein…
Als Trio drehen wir also unsere erste Runde durch das Wilhelmsburger Einkaufszentrum. Täglich sind hier etwa 12.000 Menschen auf Shopping-Tour. „Da fällt ne Menge für uns ab“, grinst Holger und Rafael erzählt. Vor allem sind es Ladendiebe, die von den beiden Securitys und ihren drei Kollegen aufgegriffen werden. „Wir unterstützen die Ladendetektive der einzelnen Geschäfte“, erklärt Holger. Und auch bei der Übergabe an die Polizeibeamten sind die beiden dabei. „So treffe ich dann auch mal meine ehemaligen Kollegen wieder“, sagt Holger.
Anstatt einen parkplatz zu suchen, fuhr der mann einfach ins einkaufszentrum…
Der Arbeitstag beginnt für die Sicherheitsleute bereits am frühen Morgen. Um 6.30 Uhr sind sie vor Ort und verantwortlich, dass alle Türen geöffnet werden. Fünf Eingänge sowie das Parkhaus gehören dazu. „Das dauert schon mal ne gute halbe Stunde“, sagt Rafael. Dann beginnt der normale Dienst. Dass der aber alles andere als Routine ist, zeigt ein Fall aus der Vergangenheit. Ein Rentner wollte mit seiner Ehefrau im Luna Center einkaufen. Also fuhr er mit seinem Toyota ins Parkhaus. Doch anstatt sich einen Parkplatz zu suchen, fuhr der Mann einfach durch die großen Türen im 1. Stock, mitten INS Einkaufszentrum. „Erst als er noch die Rolltreppe nach unten fahren wollte, ermahnte ihn wohl seine Ehefrau, dass das ein wenig eng werden könnte“, erinnern sich die Sicherheitsleute und lachen. „Aber Autofahren konnte er. Nicht einen Kratzer am Fahrzeug oder im Center hat er hinterlassen, als er rückwärts wieder rausfuhr“, erzählt Karin Jannsen. Ich habe aus irgendwelchen Gründen auf einmal die Titelmusik der Blues Brothers im Kopf und ärgere mich plötzlich, dass ich für den heutigen Tag keine Sonnenbrille aufgesetzt habe.
Wir streifen weiter durch das 22.000 Quadratmeter große Einkaufscenter mit den 44 Geschäften. Immer wieder kommen uns Kunden entgegen, die ihre Schutzmaske falsch oder erst gar nicht tragen. „Das lassen wir auf keinen Fall zu“, sagen die Sicherheitsleute einstimmig und ermahnen die Kunden zur Vorsicht. Ganz uneinsichtige müssen das Center verlassen. „Wir tragen hier für alle eine Mitverantwortung. Und während des Einkaufens eine Maske zu tragen gehört heute halt dazu“, sagt Jannsen.
Rund zwölf Kilometer geht man während einer schicht
Meine Füße fangen langsam an zu schmerzen. Rund zwölf Kilometer geht man hier während eines Dienstes als Security. Das sind knapp eineinhalb Runden um die Außenalster. „Fit bleiben wir hier auf jeden Fall“, sagt Rafael. Und das müssen die Sicherheitsleute auch. Manchmal versuchen Ladendiebe nämlich die Flucht nach vorn, rennen einfach weg. Da heißt es dann dranbleiben. Abgehängt wurden die Männer aus dem Luna Center aber noch nie. Spätestens an den Ausgängen haben sie ihre Pappenheimer eingeholt.
Heute ist ein ruhiger Vormittag, sagen die beiden zu mir. Viele Kunden kennen sie bereits seit Jahren, haben Zeit für einen kleinen Klönschnack und die neuesten Nachrichten. „Auch diese Arbeit ist wichtig, der Austausch mit den Kunden“, sagt Holger Pirschmann. So erfahren die Sicherheitsleute schon früh von Dingen, die vielleicht später zu Problemen führen könnten.
Bei unserem Gang durch die Gänge entdecke ich plötzlich das Luna Outlet. Jede Menge Klamotten sehe ich durch das Schaufenster. Ob die wohl auch schwarze Anzugshosen…
Jojo@WIP